Die feinen Unterschiede

Drama, Deutschland 2012, 82 min

Drei Jugendliche kommen Nachts nicht nach Hause. Die Eltern sind besorgt, die Sache eskaliert, Unterschiede brechen auf. Der Vater von Arthur, der erfolgreiche Gynäkologe Sebastian, kennt die Mutter von Vera, denn Jana ist seine Putzfrau. Zwei Welten prallen nun aufeinander, vorher in liberaler Lässigkeit überbrückt und jovial ausgeglichen. Nach dieser Nacht ist nichts mehr, wie es vorher war. Konflikte brechen auf, moralische und soziale Unterschiede, pädagogische Konzepte und nationale Differenzen werden eingeebnet.
Regisseurin Sylvie Michel - mit direktem Verweis auf Pierre Bourdieus Werk über sozial determinierte kulturelle Muster - stellt die Eltern in den Mittelpunkt ihrer Geschichte, entwickelt die Geschichte sehr konzentriert mit großartigen Schauspielern und einer präzisen Kameraarbeit mit ausdrucksstarken Bildern. Entstanden ist ein sehr genau beobachtetes und einfühlsam erzähltes Psychodrama über eine zerrissene Gemeinschaft und Erziehungsphilosophien.
Der erfolgreiche Arzt Sebastian (Wolfram Koch) hat es geschafft - Villa in Berlin-Grunewald, gern gesehener Gast in TV-Talkshows. Zu seinem Sohn Arthur (Leo Bruckmann) hat er ein lockeres, aber auch vertrauensvolles Verhältnis. Seine bulgarische Putzfrau Jana (Bettina Stucky) scheint das komplette Gegenteil. Ihren Kontrollwahn gegenüber ihrer Tochter Vera (Silvia Petkova) belächelt der Arzt. Und umgekehrt kann Jana nur den Kopf darüber schütteln, wie viele Freiheiten Arthur genießt. Eines Abends gehen die Jugendlichen gemeinsam aus. Ohne Janas Zustimmung. Als Jana am nächsten Morgen davon erfährt und feststellt, dass Arthur und Vera von diesem Ausflug nicht nach Hause gekommen sind, gerät sie in Panik. Sebastians Versuche, sie zu beruhigen, bewirken das Gegenteil. Völlig außer sich und provoziert von Sebastians Teilnahmslosigkeit, bricht alles aus Jana heraus, was zwischen ihnen steht. Das Verschwinden ihrer Kinder bleibt aber ein Rätsel, das es zu lösen gilt. Auch wenn die Fassaden fallen und der Kontakt zu den Jugendlichen versandet ist.