Der deutsche Freund
Eine Frau fährt nach Argentinien. Sie sucht einen Freund aus Kinderzeiten, ihre Wege haben sich immer wieder gekreuzt, vielleicht ist er die Liebe ihres Lebens. Aber es ist kompliziert: Sie haben beide deutsche Wurzeln. Sulamit ist Jüdin, Friedrich der Sohn eines Nazis. Aufgewachsen sind sie in Buenos Aires, als Nachbarn in den 1950er Jahren. Während der Militärdiktatur studieren sie in Deutschland und engagieren sich in der Studentenbewegung. Dann geht Friedrich nach Argentinien zurück, um sich der Guerillabewegung anzuschließen. Doch er verschwindet spurlos. Sulamit forscht nach ihm und findet ihn in einem Gefängnis wieder. Ein echtes Wiedersehen ist jedoch erst nach Ende der Diktatur möglich - nach Jahrzehnten, in denen sie beide lange nach ihrer Bestimmung gesucht haben.
Es ist ein bisschen wie mit Romeo und Julia: Sulamits Vater grüßt die Eltern von Friedrich nicht und versucht dem Mädchen die Freundschaft zu verbieten. Doch die Kinder lassen sich nicht abhalten. Als junger Erwachsener findet Friedrich die wahre Vergangenheit seines Vaters heraus und bricht mit ihm. Fanatisch versucht er in den Zeiten der Studentenunruhen alles wettzumachen, was er an Schuld durch seinen Vater vermeintlich auf sich geladen hat. Sulamit kann ihn nicht mehr verstehen: „Du zerfleischst dich“, doch sie hat ihn schon verloren.
Das Weiterleben der Deutschen in Südamerika ist ein wichtiges Thema, das Vielen nicht bekannt ist. Bis heute ist nicht alles aufgeklärt, nicht jeder untergetauchte Nazi gefunden. Die Kinder konnten oft überhaupt nicht nachvollziehen, mit welcher seelischen Belastung ihre Eltern ihr Leben im Exil weiterlebten. Die Regisseurin Jeanine Meerapfel wurde selbst 1943 in Argentinien geboren und hat sich auch schon in Dokumentarfilmen mit dem Thema auseinandersetzt (»Desembarcos - Es gibt kein Vergessen«). Sie sagt über ihren neuen Film: „Eigentlich ist dieser Film meine Liebeserklärung an die Deutschen meiner Generation, die sich am eigenen Haarschopf gepackt haben und sich selbst aus dem Morast von Schuldgefühl und Selbsthass herausgezogen haben und dazu beigetragen haben, der heutigen deutschen Gesellschaft ein humanes Antlitz zu verleihen.“ An den beiden Protagonisten wird dieser Konflikt und die verzweifelte Suche nach einem Sinn sehr deutlich.
Petra Wille
Buch: Jeanine Meerapfel
Regie: Jeanine Meerapfel
Darsteller: Max Riemelt, Celeste Cid, Benjamin Sadler, Hartmut Becker, Jean Pierre Noher, Daniel Fanego, Fernan Miras, Adriana Aizemberg
Kamera: Victor González
Musik: Floros Floridis
Produktion: Malena Films, Geißendörfer Film, WDR, Jeanine Meerapfel, Hans W. Geißendörfer, Ricardo Freixa
Bundesstart: 01.11.2012
Start in Dresden: 01.11.2012
FSK: ab 12 Jahren