Barbara

Drama, Deutschland 2011, 108 min

Man kann nicht Ärztin sein, Kinderärztin noch dazu, und sich rund um die Uhr hinter einem emotionalen Panzer verstecken. Man kann genauso wenig tagtäglich von der Stasi observiert werden und gleichzeitig eine Flucht in den Westen vorbereiten. Barbara, eine strafversetzte Kinderärztin aus Ost-Berlin, versucht beides, zumindest, so gut es eben geht. Sie hasst die DDR, sie will raus, und seit ihr Ausreiseantrag gestellt ist und sie in die norddeutsche Provinz abgeschoben und auf Schritt und Tritt beobachtet wird, misstraut sie allen und jedem. Im neuen Film von Christian Petzold spielt erneut Nina Hoss die weibliche Hauptrolle und darf zum ersten Mal die Tristesse, wie man sie von Petzold nicht anders kennt, aufbrechen und mit einer überlebensnotwendigen Wärme füllen. Man will diese Frau niederringen, mit staatlichen Mitteln sozusagen, und nichts bräuchte sie so dringend wie etwas Halt und Zuspruch. Selbst wenn sie heimlich ihren Freund und Fluchthelfer aus dem Westen trifft, kann sie leise Zweifel nicht verbergen; Weiß der denn überhaupt, wie wenig Luft sie hier noch zum Atmen hat? Zu ihren erklärten Feinden gehört auch Barbaras neuer Chef Andre, trotz - oder gerade wegen seines angenehmen Äußeren und seiner Annäherungsversuche. Seit ihrer Haft in Berlin kennt sie die Methoden der Stasi. Ganz behutsam inszeniert Petzold, der für seine Regie zumindest den Silbernen Bären mitnehmen durfte, eine beklemmende Lebens- und Arbeitswelt, die an Barbaras Schutzpanzer hier ein wenig nagt und dort langsam an ihrer Gleichgültigkeit frisst. Und die ihr auf kurz oder lang keine Möglichkeit lässt, als sich kleinen Fluchten hinzugeben, bevor die große gelingt. Soweit geht der Stasi-Plan auf, doch die Genossen haben ja keine Ahnung, was im Inneren dieser resoluten Frau vorgeht, trotz Latex-Handschuhen und operativer Überwachung.
alpa kino

Buch: Christian Petzold

Regie: Christian Petzold

Darsteller: Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Mark Waschke, Jasna Fritzi Bauer

Kamera: Hans Fromm

Produktion: Schramm Film, ZDF, Florian Koerner von Gustorf, Michael Weber, Caroline von Senden, Andreas Schreitmüller

Bundesstart: 08.03.2012

Start in Dresden: 08.03.2012

FSK: ab 6 Jahren