Perfect Sense

Drama/Science-Fiction, Deutschland/Großbritannien/Schweden/Dänemark 2011, 92 min

Das ist ein ungewöhnlicher Katastrophenfilm. Oder ist es eher ein Liebesfilm, vielmehr: ein Film über die Liebe? Katastrophe und Liebe gehören folgendermaßen zusammen: Susan forscht über eine unheimliche und unerklärliche Epidemie: Die Menschen verlieren massenhaft und weltweit ihre Sinneswahrnehmungen - nach einem vorherigen emotionalen Ausbruch. Als erstes erleben die Menschen ein überwältigendes Gefühl der Trauer und des Verlustes. In der Folge verschwindet der Geruchssinn. Susan wohnt gegenüber einem Restaurant, in dem Michael Koch ist. Der hat auf andere Art mit den Folgen der Epidemie zu tun: Die Gäste bleiben aus. Die beiden verlieben sich trotz Vorbehalte auf beiden Seite: Susan hat eigentlich erkannt, dass sie sich immer Arschlöcher raussucht, und Michael ist mehr an unverbindlichen Affären interessiert. Doch ihre Bindung wird immer intensiver, während die Epidemie um sie herum voran schreitet. Das wird mit starken Bildern von Giles Nuttgens unterlegt, die weltweit Menschen im Ausnahmezustand zeigen.
Die Musik stammt von Max Richter, der zuvor schon für »Waltz with Bashir« sehr eindrucksvoll komponierte. Überhaupt ist die Soundebene bemerkenswert: Ein Film, der den Protagonisten darin folgt, das Gehör und das Sehen zu verlieren ist mutig, plötzlich ist es für ein Weilchen furchtbar still im Kinosaal. David Mackenzie (»Young Adam«, »Hallam Foe«) berichtete auf einem Festival, dass der Film ein völlig anderer geworden wäre, hätte er ihn - wie seinen Vorgängerfilm - in den USA realisiert. Dort haben Weltuntergangsszenarien Tradition, aber das Genre ist recht klar definiert - eine Epidemie, wie sie hier geschildert wird, die Krankheit als emotionalen Ausnahmezustand, das hätte es so dort nicht gegeben. Das Drehbuch schließlich wird von einem Dänen mit dem schönen Namen Kim Fupz Aakeson verantwortet und der schrieb zuvor »Eine Familie« und »Ein Mann von Welt«, gute Referenzen aus dem Dramen- und Komödienbereich.
Petra Wille