Unser Fluss - Unser Himmel

Viel wird geredet oder geschrieben und aus allen politischen Blickwinkeln interpretiert, wenn imperiale Großmächte in Ländern ihrer Wahl einmarschieren und dort einen Krieg vom Zaun brechen. Ganz selten jedoch wird dabei aus der Perspektive der betroffenen Bevölkerung erzählt, was diese Gewaltexzesse für Schäden anrichten und wie sie auch danach noch über längere Zeiträume traumatische Folgen haben. Drei Jahre nach der völkerrechtswidrigen US-Invasion im Irak leiden Sara (Darina Al Joundi), eine allein erziehende Mutter und Autorin, sowie ihre Tochter Rima unter den unerträglichen Folgen der Besatzung Bagdads. Sowohl Schiiten als auch Sunniten wehren sich einerseits gegen die Besetzung ihres Landes durch die Amerikaner, kämpfen andererseits aber auch gegeneinander um die politische Macht im Land. Für die meisten Menschen ein Horror, der verbunden ist mit nächtlichen Ausgangssperren, Scharfschützenanschlägen und permanenter Terrorangst. Aus ihrem Stadtviertel verschwinden immer mehr Nachbarn, flüchten aufs Land, gehen zu Verwandten, und Rima kann sich nur schwer an eine Zeit erinnern ohne kriegsähnliche Zustände. Sara, die ihrer Arbeit als Autorin nicht mehr nachgehen mag, weil ihr schlicht die Worte fehlen, um den Verlust ihres vorigen Lebens zu beschreiben, oder gar dem jetzigen Zustand gerecht zu werden, hält fest, zugleich zornig und weise, an diesem kleinen Stück Himmel. Und dann ist da noch der Tigris, ein gewaltiger Strom mitten durch Bagdad, der den Frauen mit seiner Kraft und Beständigkeit Mut macht. Und so kämpfen die Menschen neben Sara und Rima um jede noch so kleine Normalität im Leben und halten diese Momente hoch in ihren Händen wie Geschenke. Mehr und mehr begreifen sie, es sind keine Gaben Gottes, sondern schmale Früchte ihres eigenen Ringens.
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