Nachtmeerfahrten

Dokumentation, Deutschland 2011, 69 min

In vielen Mythen muss der Held eine „Nachtmeerfahrt“ durchmachen, in der er rätselhaften Wesen und gefährlichen Situationen begegnet. Der Psychologe Carl Gustav Jung (1875-1961) ging selbst auf eine solche Entdeckungsreise und befragte die Welt der Symbole und Archetypen auf ihre Bedeutung für unser Leben.
Wie sehen heutige Nachtmeerfahrten aus? Welche Gefährdungen liegen auf ihrem Weg und welche Potentiale? Was erzählen uns unsere „Anima“ und unser „Schatten“ dabei? Enthalten die Bilder des Unbewussten auch spirituelle Botschaften?
Eine filmische Reise in die Biographie C.G. Jungs und in die wirkmächtige Welt der Mythen, Träume und Symbole.
Regisseur Rüdiger Sünner über C. G. Jung: Jungs Werk ist für mich die große Schule des symbolischen Denkens und betrifft damit alle wesentlichen Bereiche unseres Lebens. Unsere Nacht- und Tagträume bestehen daraus, Literatur, Malerei und Kino, die Metaphern unserer Alltagssprache und auch der Bereich des Spirituellen, der in unserer Zeit immer wichtiger zu werden scheint. Jung hat mir den Blick dafür geschärft, wie mächtig Symbole und Archetypen sind, aber auch, wie verhängnisvoll ihre Wirkung sein kann. (…) Jung hat mir auch den Blick für modische Spielarten des Spirituellen geschärft, für seichte Esoterik ebenso wie für eine unkritische Anbetung alles Fernöstlichen. Der Europäer, so sagte er einmal, dürfe sich nicht durch spirituelle Praktiken um seine „dunklen Ecken herumdrücken“: ein deutlicher Satz (…) Jungs Spiritualität gräbt tiefer, setzt sich der Begegnung mit dem „Schatten“ aus, mit dem „verbrannten König“ in uns, mit den Teilen, die erstmal nicht in die Atmosphäre von Räucherstäbchen und Klangschalen passen (…) Jung hat in mir die individuelle Suche nach Spiritualität bestärkt, unabhängig von Moden und Meistern (…) Seine Tiefenpsychologie kommt für mich als Kunst daher, nicht als Wissenschaft oder Religion und ist daher gegen Dogmatismus und abstrakte Abgehobenheit gefeit. Es war schön, eine solche Stimmung auch an Drehorten für diesen Film zu finden, die eng mit Jung verbunden sind: etwa am Turm zu Bollingen oder im sonnendurchfluteten Garten der ehemaligen Eranostagungen bei Ascona.

Buch: Rüdiger Sünner

Regie: Rüdiger Sünner

Kamera: Rüdiger Sünner

Sprecher: Frank Arnold, Gert Heidenreich

Musik: Thomas Tallis

Bundesstart: 27.10.2011

Start in Dresden: 27.10.2011