Ich kann nicht schlafen

Drama, Frankreich/Deutschland/Schweiz 1994, 112 min

Statistisch gesehen, spielt die Hälfte aller Filme nachts. Sie handeln von den Einsamen, von Dieben, von Taxifahrern, beginnen in weißen Nächten, enden in Fahrstühlen oder einfach auf der Flucht vor dem Tageslicht. Bei der französischen Regisseurin Claire Denis stürzen sich Menschen des Nachts ins Chaos oder gehen schlicht einer Arbeit nach. In den Straßen und den Bars des 18. Pariser Arrondissement suchen einige von ihnen nach etwas Ablenkung, bestenfalls nach Erlösung, vielleicht auch dem Fegefeuer; drei Menschen, deren Wege sich innerhalb weniger Tage und Nächte zwischen Montmartre und Pigalle mehrfach kreuzen, während über allem eine drückende, sommerliche Hitze hängt. Den ganzen Weg aus Litauen legte Daïga im Auto zurück, um sich von Paris den Dreck aus der Seele waschen zu lassen. Doch zunächst löst die Stadt dieses Versprechen nicht ein. Théo, dessen Familie aus Martinique kommt, spielt Nachts Violine in einer Band und liefert bei Tageslicht Möbel aus. Er sehnt sich nach dem sonnigen Süden, während sein Bruder Camille das Tageslicht scheut, wo es nur geht; Der Kleinganove möchte einmal als große Drag Queen enden, doch vorerst hängt er in einer kleinen Schwulenbar herum. Bei Nacht, wenn sie nicht schlafen können, streunen sie umher, tauschen Geld gegen Illusionen oder Blicke gegen Berührungen. Darf man den Schlagzeilen der Pariser Zeitung Glauben schenken, handelt mitten unter ihnen ein Serientäter zur selben Zeit mit dem Tod… Die Filmgalerie Phase IV und das Kino Thalia freuen sich, einen Film von jener Frau zeigen zu dürfen, von der Jim Jarmusch sagt: „Es gibt keine zweite Filmemacherin wie Claire Denis!“