The Mighty - Gemeinsam sind sie stark

Mehr als 10 Millionen verkaufte Bücher sprechen für sich.“Freak The Mighty“, so der ursprüngliche Titel von Rodman Philricks Kinderbuch über die Freundschaft zweier körperlich benachteiligter Außenseiter und ihrer Abenteuer, genießt bei Kindern in aller Herren Länder ähnlichen Kultstatus wie einst Astrid Lindgrens Geschichten. Max ist die Lachnummer der Schule. Er ist fett, redet nicht und ist gepeinigt von Erinnerungen an die Gewalttaten seines Vaters. Er hat als sanfter Einzelgänger mit Spatzenhirn Unterschlupf bei seinen exzentrischen Großeltern gefunden. Kevin ist ein Genie, voll von Wissen und Phantasie, aber auch mit einer Behinderung geschlagen, die ihm das Laufen nur an Krücken erlaubt. Beider Jungen Leben ändert sich als Kevin und seine Mutter (Sharon Stone, völlig unprätentiös aber stark wie lange nicht mehr) ins Nachbarhaus zieht. Mit den von Max gesprochenen Worten ’Ich hatte kein Hirn, bis Kevin vorbeikam, und mir seins für eine Weile lieh’ beginnt „The Mighty“ um von der sich langsam anbahnenden Freundschaft zu erzählen. Bei einem Jahrmarktbesuch nimmt Max Kevin erstmals auf die Schultern und der Film hebt ab. Kevin ist das Gehirn und das scharfe Auge, Max der Körper und die Beine. Freak the Mighty ist geboren, und in dieser Kombination können sie jedem, auch dem Schicksal ein Schnippchen schlagen. Das ist das Verdienst von Peter Chelsom. Schon in seinen britischen Filmen hatte er ein Geschick, das Fantastische mit der Realität zu leicht verschrobenen, melancholischen Geschichten zu verweben, so als seien sie der Last des täglichen Lebens enthoben. Er stellt sein Talent ganz in den Dienst der Geschichte und holt aus den jugendlichen Darstellern Eldon Hanson und Kieran Culkin so vortreffliche Leistungen heraus, dass selbst Routiniers wie Sharon Stone, Harry Dean Stanton und Gena Rowlands Mühe haben mitzuhalten. Gillian Anderson braucht einen wahrhaft exaltierten Auftritt um überhaupt aufzufallen. Vor allem aber ist “The Mighty“ weder Freakshow noch Problemfilm, sondern ein Meisterwerk, ein Geheimtip - wundersamer Weise in keiner offiziellen Reihe in Cannes.