The Look - Charlotte Rampling

Dokumentation/Portrait, Deutschland/Frankreich 2011, 98 min

Stilikone, Tabubrecherin, ein Star - das und noch viel mehr ist Charlotte Rampling. Immer schon konnte man hinter dem attraktiven Äußeren eine kluge und interessante Frau vermuten, ihre Filmauswahl ließ darauf schließen: Der Skandalfilm »Nachtportier«, »Stardust Memories« von Woody Allen, Ozons »Unter dem Sand« und »Swimming Pool« sind nur ein paar davon.
Der Film von Angelina Maccarone (»Fremde Haut«) macht neun Kapitel auf, die für Rampling gleichzeitig Begegnungen mit alten Freunden und Bekannten sind. »The Look« aus dem Titel bezieht sich hierbei sowohl auf ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung als Schauspielerin als auch auf den Blick, den sie auf die sie umgebende Welt wirft. Rampling fragt, spricht, denkt, schaut sich um - und wird auch an dem jeweiligen Ort in Szene gesetzt.
Das erste Kapitel führt zu dem Fotografen Peter Lindbergh und mitten hinein in die entscheidende und für Schauspieler lebenswichtige Frage des Ausgesetztseins - „Exposure“ fragt nach der Person vor der Kamera. Was bleibt von ihr in einer Rolle übrig? Was sieht man, wenn man durch eine Kamera schaut und Anweisungen gibt? Eine starke Frau reflektiert über die Gefräßigkeit des Mediums und die eigene Stärke, mit der sie dagegen hält. Am Ende nimmt Charlotte Rampling selbst die Kamera in die Hand, und der berühmte Lindbergh kann seinen ebenso berühmten Models nachfühlen: Offenbar hat er ein solches Ausgesetztsein einer dominanten Person gegenüber noch nicht erlebt.
Sehr interessant auch die Frage nach dem „Taboo“ - zusammen mit dem Künstler Juergen Teller ergründet Rampling ihre Rolle in dem Film »Nachtportier« und auf seinen inszenierten Fotografien, in denen er selbst meist nackt posiert. Nicht immer wird das Publikum wissen, wen sie da eigentlich trifft, nicht immer wird dies im Gespräch klar, z.B. dass Barnaby Southcombe ihr Sohn ist. Der New Yorker Schriftsteller Paul Auster hingegen dürfte vielen bekannt sein, er plaudert über das Thema „Alter“. Er und Rampling sind sich nicht in allem einig, finden aber beide, dass zwar der Körper altert und möglicherweise die Libido nachlässt, aber die Sinnlichkeit in jedem Alter attraktiv macht. Sie jedenfalls lässt wissen, dass sie von Liftings und Schönheits-OPs nichts hält.
Die langen Filmausschnitte machen den Film über die Gedanken und Reflexionen hinaus zu einer kleinen Werkschau, von einer Nebenrolle in »Georgy Girl«, einem ihrer ersten Filme, bis hin zu den beiden erwähnten Ozon-Filmen oder der alternden US-Amerikanerin auf Männersuche in »Vers le Sud« von Laurent Cantet. Eine gelungene Hommage an eine faszinierende Frau und ein Film voller Lebensweisheit.
Petra Wille

Buch: Angelina Maccarone

Regie: Angelina Maccarone

Darsteller: Charlotte Rampling

Kamera: Bernd Meiners

Bundesstart: 20.10.2011

Start in Dresden: 20.10.2011

FSK: ab 12 Jahren