Der neue Gulliver
Der Film von 1935 gilt als einer der ersten Puppenanimationsfilme mit Spielfilmlänge. Für den internationalen phantastischen Film setzte er damals völlig neue Maßstäbe: Rund 3.000 Puppenfiguren wurden für Massenszenen aufwändig und detailgetreu in Szene gesetzt. Meisterhaft sind Animation und Schauspielszenen - der 15-jährige Wladimir K. Konstantinow als Gulliver - kombiniert. Die Puppenfiguren des Königshofes der Liliputaner sind äußerst skurril gestaltet, die austauschbaren Kopfteile erlaubten eine verblüffend komische und realistische Mimik und lippensynchrones Sprechen.
Jonathan Swifts satirische Vorlage adaptiert Ptuschko im Sinne des damaligen sowjetischen Films. Der junge Pionier Petja erlebt im Traum die Abenteuer des Gulliver im Land der Liliputaner. Dieses entpuppt sich als ein absonderliches Königreich, das von einem sehr einfältigen und tolpatschigen Oberhaupt regiert wird. Ptuschko hat zahlreiche Motive von Swift, wie z.B. die Fütterung des am Boden gefesselten Riesengulliver durch die zwerghaften Liliputaner, übernommen und grandios überzeichnet. So debattieren sich Minister zu Tode und der König spricht seine Rede ans Volk playback zu einer Schallplatte. Ptuschko arrangierte wunderbar komische Szenenfolgen und Dialoge sowie Revueeinlagen der Puppen und macht am Ende aus Swifts »Gullivers Reisen« auch noch ein kleines Revolutionsmärchen.
Buch: Alexsander Ptuschko, Grigori Roschal nach dem roman »Gullivers Reisen« von Jonathan Swift
Regie: Alexander Ptuschko
Darsteller: K. Konstantinow, Ivan Judin
Kamera: Nikolai Renkow
Musik: Lev Schwarts
Bundesstart:
Start in Dresden:
FSK: ab 6 Jahren