Another Glorious Day

Dokumentation, Deutschland 2009, 95 min

Sicher bin ich damals in der Tschechoslowakei genauso unvorbereitet in diesen Film hineingeraten wie die Marines in ‚The Brig’ in den Bunker, eine ganz spezielle Arrestzelle für Militärangehörige. Tritt ein und lass alle Hoffnung fahren - jedenfalls die, als Mensch angesehen und behandelt zu werden. ‚Nur’ eine Insider-Beschreibung des Tagesablaufs im Straflager vom Wecken um 4.00 Uhr morgens bis zum Schlafappell. Einen Satz höre ich, den ganzen Film über wieder und wieder gebrüllt: „Sir, prisoner number one requests permission to cross the white line, Sir“. Mit der Bitte um Erlaubnis zum Überschreiten von reichlich vorhandenen weißen Linien begeben sich die Strafgefangenen in absolute Abhängigkeit von ihren Wärtern. Was auf deren Seite Aggression auslöst, auslösen muss. Dies führt wiederum zum Brechen der eigenen Persönlichkeit der Soldaten. Solch Drill wird inzwischen in entsprechenden Filmen fast schon als normal und positiv beschrieben und soll im Grunde die kämpferische Überlegenheit des US Marine Corps belegen. Tatsächlich aber erinnert es daran, dass jeder das, was er selbst erlitten hat, als normal und regelkonform erachtet - sofern er sich damit nicht kritisch auseinandersetzt.
Verfilmt wurde das Theaterstück des Living Theatre. Die Inszenierung hat in den 60er Jahren einen Skandal ausgelöst, das Theater in New York wurde geschlossen. „Man kritisiert nicht die Marines“.
Aufgrund des repressiven Klimas Mitte der 1960er Jahre in den USA entschloss man sich, als Gruppe nach Europa zu emigrieren. In dieser Zeit wurde das Living Theatre weiter politisiert, was dazu führte, dass man sich immer mehr zu einer radikal pazifistischen sowie anarchistischen (Straßentheater-)Gruppe entwickelte. Dirk Szuszies, einem früheren Mitglied, und Karin Kaper verdanken wir bereits die Kinodokumentation »Resist - Ein Traum vom Leben«.
Die Europapremiere des neu inszenierten Stückes am 30.04.2008 in Berlin steht im Mittelpunkt ihres neuen Filmes. Am 22. November ist Dirk Szuszies im Casablanca zu Gast.

Regie: Karin Kaper, Dirk Szuszies

Kamera: Ferdinand Teubner, Uwe Ziegenhagen, Dirk Szuszies

Musik: Patrick Grant

Produktion: Claire Lebowitz, Thomas Walker, Michael Steger

Bundesstart: 19.11.2009

Start in Dresden: 19.11.2009