Hotel Sahara

„Wie könnte ich mit leeren Händen nach Hause zurück?“ fragt der Afrikaner Dikou. Er will in Europa Geld verdienen und es seiner Familie schicken. Die Mutter eines anderen Auswanderungswilligen hingegen sinniert, ob der Tod des einzigen Sohnes womöglich erträglicher ist als sein Weggang. Es ist ein Dilemma: Söhne - seltener Töchter - verlassen Familie und Heimat in Richtung Europa, um ihre Träume zu verwirklichen. Diese bestehen aus einem besseren Leben, Geld für die Familie und Bildung. Menschliche und verständliche Sehnsüchte. Doch bevor sie überhaupt in Europa ankommen, müssen sie über das gefährliche Meer, und bevor sie das Geld und die Schlepper dafür haben, müssen sie - warten. Davon handelt der Film. Die Regisseurin Bettina Haasen begleitet Menschen aus verschiedenen afrikanischen Ländern in der mauretanischen Küstenstadt Nouadhibou, die in maroden Taxis oder mit schwerer Arbeit mühsam das Geld für die Überfahrt ansparen - oft schon jahrelang. Sie schwanken zwischen Hoffnung, Einsamkeit und Verzweiflung. Chichi versucht, sich als allein stehende Frau durchzuschlagen, ohne sich prostituieren zu müssen, Dikou ging eines Tages von zu Hause weg, hinterließ nur die Nachricht „Sucht nicht nach mir!“. Und der Taxifahrer Valtis aus Kamerun will nicht mal weg aus Nouadhibou, sondern nur ein gutes Auto, dann könnte er sofort reich werden, meint er.
Ein Leben im Transit-Zustand - Kameramann Jacko Van’t Hof findet dafür beeindruckende Bilder, fernab von Wüstenromantik: ein Schiffsfriedhof, zahllose Dächer mit Antennen und Sat-Schüsseln bestückt, immer wieder Ziegen zwischen den Häusern und Autos. Die Regisseurin ist in diesem sensiblen, politischen Film sehr nah an den Menschen und lässt das Publikum teilhaben an ihrem Innenleben, sie will „hinter die Statistiken, anonymen Gesichter und stereotypen Bilder von gestrandeten Booten sehen“.