Brüno

Komödie, USA 2009, 81 min

Na da hat doch auch Majestro Sacha Baron Cohen mal geklaut, denn welcher Cineast und Belmondo-Fan kennt nicht »Ein irrer Typ«, in dem Jean Paul in einer Doppelrolle den schwuppig schwülen Schauspieler Brüno Ferrari gibt. Zufall, Mopserei oder gar öffentlicher Ehrenerweis? Ejal, in Baron Cohens Fall ist Brüno auch schwül, seines Zeichens österreichischer Mode-Journalist des fiktiven Österreichischen Jungenrundfunks (OJRF) und in der Lage, mit bloßer Hand eine messerscharfe Bügelkante zu ziehen. Brüno macht sich, wie schon sein Vorgänger Borat, auf nach Amerika, um auf einem Parcours der Provokation dem einen oder anderen Zeitgenossen mit homosexuellen Themen ungefragt vors Schienbein zu treten. So kommt es immer wieder zu haarsträubenden Situationen, wo die Geleimten entlarvt oder zumindest peinlich brüskiert werden. Schön zum Beispiel, wenn Brüno in einer Redneckrunde „richtiger Männer“ am Lagerfeuer sitzt und die Situation mit einer Szene aus »Sex & The City« vergleicht und zu allem Überfluss die Anwesenden auch noch fragt, welche der vier Frauen wer sein möchte. Das findet dann keiner der Anwesenden so wirklich lüsting. Brüno ist in der Lage, die unterdrücktesten Gesinnungen aus der Hirnrinde der Interviewten zu drücken. Brüno spricht natürlich im Original Englisch mit einem herrlich manieriert deutschen Akzent, in dem er zuweilen echtes mit Pseudodeutsch, bzw. vollkommen neue deutsche Wortkreationen mischt und einfließen lässt. Schauen wir also mal, ob Baron Cohen es wieder schafft, wie einst mit Borat diplomatische Verwicklungen zu stiften. Im Übrigen hat sich der kasachische Präsident Nursultan Nazarbaev wieder beruhigt. Wahrscheinlich auch, weil seine Tochter Darigha sich als erste Kasachin offiziell als Borat-Fan outete. Sacha Baron Cohen ist mit Daniel Cohn-Bendit weder verwandt, verwitwet, verschwuppt noch verschwägert. Es ist jetzt 11:45 Uhr und 23 °C, ich gebe zurück ans Fünkhaus.
Ray van Zeschau