Auf brennender Erde

Drama, USA 2008, 106 min

Guillermo Arriaga? Viele werden mit dem Namen des mexikanischen Filmemachers etwas anfangen können, wenn Alejandro González Iñárritu dazu genannt wird: Die beiden haben gemeinsam die Filme »Amores Perros«, »21 Gramm« und »Babel« realisiert. Arriaga schrieb das Buch und Iñárritu verfilmte den Stoff, sehr erfolgreich. Allerdings sind die beiden seit »Babel« zerstritten. Nun legt Arriaga mit »Auf brennender Erde« sein Regiedebüt vor, bei dem er sein Buch selbst inszeniert hat.
Auch hier wird verschachtelt erzählt. Und auch hier geht es nicht gerade um Nebensächlichkeiten. Es muss schon das große Drama sein. In der Wüste: Die weiße Amerikanerin Gina (Kim Basinger) hat einen mexikanischen Geliebten. Nur ihre Tochter Mariana (die großartige Jennifer Lawrence aus »Winter's Bone«) ahnt etwas: Sie versucht herauszufinden, was ihre Mutter heimlich treibt und will dem Einhalt gebieten. Dann verbrennt das Liebesnest - ein Wohnwagen in der Wüste - und die beiden Liebenden sterben. Seattle: Sylvia (Charlize Theron) ist Restaurantbesitzerin und hat wahllos Sex mit Männern. Sie wird von einem Mexikaner beobachtet und verfolgt. In Mexiko stürzt ein Mann beim Insektizidsprühen mit dem Flugzeug ab, wird schwer verletzt und kann sich nicht mehr um seine Tochter Maria kümmern.
Wer ohne weitere Kenntnisse den Film anschaut, wird möglicherweise lange - zu lange - brauchen, um herauszufinden, wie diese Geschichten zusammenhängen. Wer allerdings den Trailer sieht und Kritiken liest, bekommt fast schon zu viele Informationen.
»Auf brennender Erde« verhandelt große Themen wie Liebe und Schuld, Verantwortung und Flucht. Die erfolgreiche Geschäftsfrau Sylvia trägt eine große Last, der sie trotz Ortswechsel und Namensänderung nie entkommen konnte: Acht Jahre zuvor hieß sie noch Mariana, und nach dem Tod ihrer Mutter hat sie sich Santiago angenähert - dem Sohn des Liebhabers ihrer Mutter. Eine schicksalhafte Begegnung. Allmählich entfaltet der Film die ganze Tragik eines jungen Lebens. In den Rückblenden ist zu sehen, wie verbittert Mariana die zunehmende Abwesenheit der Mutter erlebt. Einmal sagt sie: „Ich hab sie geliebt, aber ich mochte sie nicht“. Ihre Mutter Gina hingegen verbringt mit ihrem Liebhaber unbeschwerte Stunden, aber immer ist da das schlechte Gewissen gegenüber der Familie. Nach dem Brand geben sich die Familien gegenseitig die Schuld. Wer tatsächlich verantwortlich ist für das Unglück, ahnt niemand. Wucht und Schwere der Geschichte erinnern an »21 Gramm«. Eigentlich ist es so verstrickt, dass es keinen Ausweg oder Neuanfang geben kann, den man den Protagonisten jedoch von Herzen wünscht.
Petra Wille