Nénette et Boni

Drama, Frankreich 1996, 103 min

Im südfranzösischen Marseille sind nachts Menschen unterwegs, die illegalen Handel treiben. Außerdem sind gefälschte Telefonkarten im Umlauf. Boni (Gregoire Colin) ist knapp achtzehn, besitzt einen Pizzawagen und vergeht vor erotischen Phantasien wegen der Bäckersfrau (Valeria Bruno-Tedeschi). Dass seine Mutter tot ist, will er vergessen, dass seine Schwester schwanger ist, will er nicht wissen. Nenette (Alice Houri) versteckt sich für die Zeit der Schwangerschaft bei ihrem Bruder. Für uns verliebt sich der Bäcker noch einmal auf den ersten Blick in seine Frau. Boni übernimmt mit Nachdruck die Rolle des Vaters.
Claire Denis, die Regieassistentin von Der Himmel über Berlin, hat diesen ungewöhnlichen Film gedreht. Man ahnt mehr all die Zusammenhänge, als dass man sie - wie gewöhnlich - mundgerecht inszeniert bekommt. Am Ende wird man sich an die Kamera von Agnes Godard erinnern, an God Only Knows von den Beach Boys und natürlich an den Soundtrack von den Tindersticks. Erinnern wird man sich an die Dinge des Lebens: Das Kaninchen von Boni und seinen Kaffee, den Pizzateig und das Neugeborene auf seinem Arm. An den Schnitt des Filmes auch, der uns beständig einen Strich durch die Rechnung macht.
Es scheint, als würden nur ein paar unbedeutende Alltäglichkeiten der Geschwister Nenette & Boniface passieren, als würden wir deren eigentliche Geschichte längst kennen. Das schafft den paradoxen Eindruck, erheblich weniger zu wissen und dennoch viel vertrauter mit den Personen zu sein als üblicherweise im Kino.

Buch: Claire Denis, Jean-Pol Fargeau

Regie: Claire Denis

Darsteller: Grégoire Colin, Alice Houri, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Gallo, Jacques Nolot, Alex Descas

Kamera: Agnès Godard

Musik: Tindersticks

Produktion: Dacia Films, La Sept Cinéma, Georges Benayoun

Bundesstart: 16.04.1998

Start in Dresden: 17.12.1998

FSK: ab 16 Jahren