Die Austernprinzessin

Stummfilm/Komödie, Deutschland 1919, 40 min

Ernst Lubitsch, Meister der Komödie, hält mit seiner »Austernprinzessin« Hof. Der Film ist in mehrerer Hinsicht großartig und bemerkenswert. Zum ersten ist er auch als deutscher Film ein wahrer Schenkelklopfer, der mit unglaublichem Witz daher kommt ohne jemals platt zu werden. Das andere wirklich Bemerkenswerte ist die Art, wie Lubitsch das schafft. Denn neben den grandiosen Bildeinfällen sprüht vor allem seine Sprache vor Ironie, Andeutung und Schlagfertigkeit. Und dies ist bei diesem Stummfilm kein Widerspruch, denn auf den Texttafeln erreicht Lubitsch bereits die Rasanz und Treffsicherheit seiner späteren Tonfilme, und das ohne auch nur eine Sekunde zu langweilen.
Die Geschichte der verzogenen Millionärstochter, die alles daran setzt, durch Heirat adlig zu werden, windet sich von Verwechslung über Verwirrung zum Exzess und wieder zurück. Der in doppelter Hinsicht arme Prinz Nucki versucht erst einmal, sich durch Vorschicken seines Dieners vor den Fängen der Austernprinzessin zu retten, um dann, im Falle des Gefallens, seine Rolle wieder selbst zu übernehmen. Dass dieser Plan gnadenlos scheitert, braucht nicht erwähnt zu werden. Doch spätestens hier passiert das Unvermeidliche, was Lubitsch-Bewunderer Truffaut einmal so umschrieb: „Stürmisches Gelächter (im Publikum) - wenn sich die ’Lubitsch-Lösung’ (auf der Leinwand) offenbart, dann bricht das Gelächter wirklich los wie ein Sturm.“
Also: Kommen, sehen - und lachen!
Simone Fleischer