Mirikitanis Katzen

Dokumentation, USA 2006, 74 min

Male mir eine Katze. Eine japanische Katze. Der kleine Junge, der diesen Wunsch äußerte, tat dies vor reichlich 60 Jahren. Der Maler Jimmy Mirikitani erinnert sich im Winter 2001 an ihn und an diese Geschichte. Er selbst war damals knapp zwanzig Jahre alt und wollte in den USA Kunst studieren. Geboren in Kalifornien, aufgewachsen in Hiroshima, verließ er Japan wieder als junger Mann, weil er kein Soldat werden wollte. Doch der Krieg holte ihn auch hier ein. Für dreieinhalb Jahre wurde er wegen seiner japanischen Abstammung in ein Lager gesteckt, das war kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor, und es war auch in diesem Lager, als er für den Jungen die Katzen malte. Bevor der 80-jährige Jimmy Mirikitani sich an diese Geschichte erinnert, bevor er überhaupt soviel aus seinem Leben erzählt, hat die junge New Yorker Filmemacherin Linda Hattendorf den obdachlosen Künstler ein halbes Jahr lang Tag für Tag an seiner Ecke in Soho besucht. Hat ihn mal mit Tee oder ein paar Stiften versorgt, ihm eine Decke überlassen oder ein paar große Mülltüten für seine Habe. Linda besucht ihn auch Anfang August, sieht seine großflächigen, blutroten Blätter, auf denen unzählige winzige Menschlein in dem Flammeninferno von Hiroshima umkommen. Seit dem 6. August 1945 ist Jimmy Mirikitani allein auf der Welt, seine ganze Familie starb damals in Hiroshima. Einen knappen Monat später malt Jimmy an einem sonnigen Septembervormittag ein neues Blatt. Dieselben Kreise aus Feuer und Inferno, während kleine Menschlein ein paar Blocks entfernt in den Tod springen. Asche, Staub und giftige Gase hüllen das Viertel ein. Das ist der Moment, als Linda ihn von der Straße wegholt und ihn mitnimmt in ihre Wohnung. Nicht nur die Kreise auf seinen Blättern scheinen dieselben, auch die Zeit ist drauf und dran sich zu wiederholen. In einer Zeitung warnt eine bekannte Schriftstellerin japanischer Herkunft davor, erneut die vermeintlichen Feinde Amerikas, die amerikanischen Moslems, in Internierungslager zu stecken. Es ist eine gewisse Janice Mirikitani aus Kalifornien…

Regie: Linda Hattendorf

Darsteller: Jimmy Tsutomu Mirikitani

Kamera: Linda Hattendorf, Masa Yoshikawa

Musik: Joel Goodman

Produktion: Lucid Dreaming Production, Masa Yoshikawa, Linda Hattendorf

Bundesstart: 28.02.2008

Start in Dresden: 10.04.2008

FSK: ab 12 Jahren