Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada

Drama/Western, USA/Frankreich 2005, 117 min

Ein Mann übergibt sich. Er kotzt direkt auf Melquiades Estradas halbverweste Leiche, die er gerade ausgegraben hat. Soeben hat seine Sühne begonnen. Er steht am Anfang eines langen, harten Weges, denn er war es, der Estrada erschossen hat. Er wird den Toten um Vergebung bitten, wenn er am Ende seiner Reise und Sühne angelangt ist. Er wird gelernt haben zu weinen und was es heißt, einen Menschen getötet zu haben. So etwas streift man nicht einfach ab, wie man sich vielleicht seiner blutverschmierten Sachen entledigt. Tommy Lee Jones spielt den in die Jahre gekommenen Cowboy Pete Perkins, der die beiden wieder zusammengebracht hat. Den toten Melquiades und den Mann, der ihn umgebracht hat. Denn Pete Perkins will ein Versprechen einlösen. Aber vielleicht sollte man eine Geschichte der Reihe nach erzählen. Das erste Mal hatte ein Kojote Melquiades Estrada wieder ausgegraben. Ein Jäger schoss auf den Kojoten. Wieder so ein Mistvieh weniger, murmelte er und fand kurz danach Estradas Leiche. Die Geschichte spielt an der mexikanisch-texanischen Grenze. Also wird sich die Polizei kaum länger mit ihm beschäftigen, als es dauert, ein etwas tieferes Loch für ihn zu graben. Estrada ist nicht mal die Autopsie wert, er war ein Illegaler. Ganz sicher. Zumindest war er Mexikaner, und die werden diesseits des Rio Grande nicht sehr alt. Sheriff Belmont jedenfalls zuckt mit keiner Augenbraue, als er Estrada erneut, diesmal hinter dem Sportplatz bei den Illegalen, verscharren lässt. Darüber ist jedoch Pete Perkins sehr wütend. Der Tote war sein Freund und er hatte ihm versprochen, ihn jenseits der Grenze in der heimatlichen Erde zu begraben. Nicht hier zwischen all den Werbetafeln. Doch zunächst muss er den Mörder finden, an dem der örtliche Sheriff offenbar genauso wenig Interesse zeigt. Nicht einmal, als er dessen Namen kennt.
Regisseur Tommy Lee Jones verleiht seinem Cowboy Pete Perkins und der Geschichte von Schuld und Sühne einen sehr sanften, aber widerspruchslosen Zorn und Drehbuchautor Guillermo Arriaga, der noch vor »Babel« der menschlichen Seele das mystische Gewicht von »21 Gramm« beimaß, geht es hier etwas pragmatischer an. Schließlich wiegt Melquiades Estradas Leiche wohl ein wenig mehr, sie stinkt zum Himmel und die Ameisen fressen sie halb auf. Doch sie ist noch immer die Leiche eines Mannes. Der hier gelebt hat, gearbeitet und geliebt und einem Freund jenes Versprechen abgenommen hat. Wenn man die eindrucksvollen Bilder sieht und weiß, wie zielstrebig Lee Jones seit Jahren an diesem Film gearbeitet hat, umfängt einen auch Lee Jones’ Liebe zu seiner Heimat Texas, zu den Menschen dort und ihren Geschichten, zu der kargen und schönen Landschaft. Und das, obwohl die Leute dort vergessen haben, wie lange sie verheiratet sind, obwohl sie den ganzen Tag ihren Kaffee aus Pappbechern trinken und fast jeder mit der Kellnerin von „Diner“ vögelt. Und obwohl das Grenzland eine Gegend ist, wo man erst auf einen anderen Menschen schießt und ihn danach fragt, ob alles in Ordnung ist.