Lissi und der wilde Kaiser

Trickfilm/Komödie, Deutschland 2007, 85 min

Liebe Gemeinde, einige werden sagen, och nöö (was nichts mit langem Luftanhalten unter Wasser zu tun hat) andere wieder, ja toll jawoll, ein neuer Bully-Film. Ich sage indes, das ist mir wurscht und tangiert mich nicht wirklich und schon gar nicht, wenn es sich um eine Geschichte aus dem bayrisch/österreichischen Sprachraum handelt. Was geht uns der Lebensabschnitt einer minderjährigen Münchner Schickeriaschnuspe mit einem Wiener Popanz an? Nichts, rein gar nichts! Aber so isses in Dresden. Warum muss denn erst ein Bully Herbig kommen und uns zeigen, was bei denen da unten near München so Sache ist. Haben wir nicht auch schöne Geschichten aus unserem kulturellgeschichtlichen Bereich?! Warum dreht denn hier keiner auch mal einen lustigen Film und zeigt uns endlich, wie die Gräfin aus dem Coselturm dereinst Groß machte. Das hat sich doch schon wohl jeder vorgestellt beim Anblick der in luftiger Höhe befindlichen Holzgondel an besagtem Bauwerk. Aber so lang der gemeine Dresdner glaubt, Ilse Bähnert wäre lustig, ist hier drunten im Tale wohl nix zu machen. Also: Hier geht es nicht um Sissy, die bei irgendwelchen Rockern an der Bar sitzt, hier geht es ums Eingemachte, und damit meine ich nicht etwa die Notdurft meines 2 ½-jährigen Sohnes. Sissy heißt Lissy und lebt in friediger Eierkuchigkeit mit Kaiser Franz auf Schloss Schöngrün in einer gar unerträglichen Harmonie, die geradezu nach Punk im Schrank oder zumindest nach bisserl Gewalt schreit. Die lässt dann auch nicht lang auf sich warten und manifestiert sich in Form eines illegal eingereisten Yetis, der ein bissgen an einen hellhaarigen King Kong erinnert. Zuvor war der zugewachsene Zeitgenosse in einer heimatlichen Gletscherspalte stecken geblieben. Nur durch einen Pakt mit dem Leibhaftigen konnte er aus seiner missgünstigen Lage befreit werden. Das nun mündlich geschlossene Abkommen hat die Besorgung der schicksten und leckersten Tante der Welt zum Inhalt, und das war damals nun definitiv besagtes Münchner Madel. Also fix nach Europa gereist und Lissy wie schon fast gedacht King-Kong-mäßig gekidnappt. Daraufhin bekommt Kaiser Franz einen derartigen Hals und… auf geht die wild verwegene Jagd nach Lissy und ihrem dunklen Geheimnis. Das soll so lustig und spannend sein, dass man glatt vergisst, die Klöße vom Herd zu nehmen. Deshalb wird der Film auch im Kino gezeigt und…, ach so ja, die Mannschaft um Micha Bully Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian hatten sich kurz vor Drehbeginn eine derartig hässliche Oktoberfestakne zugezogen, dass der Film kurzerhand 3D-animiert wurde, was auch sehr hübsch ist und durchaus seinen Reiz hat.
Euer Buchstabenanimateur Ray van Zeschau