Franz + Polina

Drama, Russland 2006, 124 min

Franz ist ein SS-Soldat, Polina eine Weißrussin. Beide sind sie jung und ahnungslos. Fast, so fängt der Film an, geht der zweite Weltkrieg an ihnen vorbei. Aber es kommt härter: Franz erschießt seinen Vorgesetzten, als der Polinas Mutter befehlsgemäß umbringen will. Das ist dann eigentlich nur ein Unfall im Krieg, aber unser Protagonist, ein Mensch, wie er im Buche steht, verweigert sich total und gerät damit zwischen sämtliche Fronten.
Dass dies ein Drama ist, ist klar, dass dies kein Drama der herkömmlichen russischen Art ist, so wie wir sie aus den Erzählungen vom großen, vaterländischen Krieg kennen, auch. Wir sind hier nicht in der Schlacht um den Kursker Bogen gefangen oder einhundertachtzig Jahre zurück, in der Schlacht um Sewastopol, wir sind hier in einer Geschichte, die Putin nicht geschrieben hat und in keiner, die auf Jelzin hinweist, in keiner, an der Gorbatschow beteiligt war. Napoleon hätte diese Geschichte nicht interessiert. Aber Shakespeare lässt grüßen. Da lockt doch das griechische Theater. Da stehen Ophelia + Elektra mit ihren Schmerzen. Beide kennen den Zweifel und jede mordet und mordet sich selbst; was soll man da noch tun? Hainer Müller hat das Thema bearbeitet: „Herr, brich mir das Genick, im Sturz von einer Bierbank.“ Nun ist er tot, es war aber Krebs. Er wusste es und hat dies noch gesungen. Zusammen mit den
‘Neubauten’; Als er weg war, sind sie zusammengestürzt. Aber die Welt geht schamlos weiter. Wie immer. Es ist, als ob dies Drama schon immer das Gewöhnlichste wäre, das wir nicht brauchen. Da schlägt ein Raskolnikow auf, und ganz weit vorn im Hirn lässt Michail Bulgakow seine Margarita mit ihrem Meister zusammen ein leises Lachen hören. Thomas Mann ist aufmerksam und Goethe hört neidisch zu. Der allerdings hat sich sehr wenig mit dem Krieg beschäftigt. Es war ihm ein zu fernes und wenig interessantes Geschäft. Lassen wir das, denn diesen Bogen über den Krieg zu schlagen ist leicht, fast schon ein Witz - Schade ist nur, dass es noch zu viele solcher Filme brauchen wird. Jeder einzelne dabei wird aber noch besser sein müssen. Und da fängt der Krieg schon wieder von vorn an.

Buch: Ales Adamowitsch nach seinem Roman »Der Stumme«

Regie: Michail Segal

Darsteller: Adrian Topol, Swetlana Iwanowa, Andrej Merslikin

Kamera: Maxim Trapo

Musik: Andjei Petras

Produktion: Oleg Uruschew

Bundesstart: 29.08.2007

Start in Dresden: 25.10.2007

FSK: ab 12 Jahren