Mongolian Ping Pong

Drama, China 2005, 105 min

Natürlich möchte man sie beneiden. Wegen ihrer weinenden Kamele, für deren Wohlergehen sie schon mal eine halbe Weltreise unternehmen. Zu Fuß. Oder wegen ihrer Geschichten von gelben Hunden, die an Klarheit und Einfachheit kaum zu übertreffen sind. Gemeint sind die Steppenvölker im Reich der Mitte, bzw. die mongolischen Nomaden, denen seit geraumer Zeit ein wenig von unserer Aufmerksamkeit zuteil wird. Dies verdanken wir u.a. dem chinesischen Nachwuchsregisseur Ning Hao, der die Zuschauer seiner Filme auf rührende Weise in die Lebenswelten mongolischer Steppenbewohner einführt. Im Vordergrund steht dabei stets das Verhältnis zwischen Tradition und Moderne, dem er sich mit viel Humor und Ironie widmet.
Zunächst kann man sich nämlich das Schmunzeln nicht verkneifen, wenn ein kleiner Nomadenjunge in der weiten Steppe einen völlig fremdartigen Gegenstand der zivilisierten Welt findet - einen Pingpong-Ball.
Behutsam beugt sich der 10-jährige Bilike über den schmalen Flussausläufer, um mit seinen Händen ein wenig Wasser zu schöpfen. Um ihn herum sehen wir die ewige Weite der mongolischen Steppe und einen Himmel größer als seine Fantasie. Den Durst stillt Bilike mit ein paar schnellen Schlucken, doch als er sich die Tropfen vom Mund abwischt, gleitet etwas den Fluss hinunter, das der Junge noch nie gesehen hat: ein Pingpongball. Vorsichtig hebt er dieses leicht tänzelnde weiße, runde Ding auf und rennt damit zu seinen zwei besten Freunden. Das lange Grübeln beginnt. Was ist das? Ein Vogelei oder womöglich ein Geisterschatz? Seine Freunde versuchen vergeblich zu ergründen, was Bilike da gefunden hat, es riecht seltsam, ist unglaublich zart und es schmeckt nach nichts. Was bleibt ihnen übrig als die Erwachsenen zu fragen. Doch nur die Großmutter weiß damit etwas anzufangen. Sie weissagt dem Jungen, dass dieses Ding ihm großes Glück bringen wird.
In wunderschöne Landschaftsaufnahmen bettet Ning Hao wiederum seine Geschichte, die so klein und zart anmutet wie der Pingpong-Ball. Ganz nebenher gelingt es ihm, das harte und für uns Europäer so abenteuerlich scheinende Leben der mongolischen Nomaden zu dokumentieren. Denn es gibt kaum eine Szene, die wir als „gedreht“ ansehen würden.