Jackass Nummer 2

Komödie, USA 2006

Hurra, die Geißel des Bildungsbürgertums und der Rotweinintellektuellen schlägt zum zweiten Male in das freundlich breite Antlitz des guten Geschmacks. Wieder opfern Johnny Knoxville und Belegschaft aufs schmerzlichste ihre Ärsche, obwohl niemand von denen auf den US-landläufigen Namen Jack hört. Hää, waas, wiee? Ach so! Jackass heißt gar nicht Joachim sein Arsch!? Was ist Jackass eigentlich? Comedy? Körpertheater oder einfach nur „Mach mit - mach´s nach - mach´s besser“ für ganz Zornige? Egal, Schubladen sind eh ein deutsches Problem, die im aufgezogenen Zustand ebenfalls sehr schmerzhaft sein können. Im Gegensatz zu Dresden Fernsehen wird einem hier erst gar nicht vorgegaukelt, professionelle Unterhaltungskunst mit der Kamera präsentiert zu bekommen, hier geht es einfach Schlag auf Schlag in die Magengrube des Unvorstellbaren. AA und Spermatikum vom Pferd zu vertilgen, klingt rein sprachlich nicht sehr amüsant, ist aber im Filmtheater gar lustig anzuschauen. Zugegebener Maßen nicht für jeden Bürger. Mahlzeit. Jackass 2 legt noch ein paar Briketts drauf, und so kommt man nicht eine Sekunde zur Ruhe, das gerade Gesehene aufs Atemloseste zu belachen bzw. manchmal überhaupt zu verarbeiten. Nicht nur wissenschaftlich medizinisch gesehen interessant, was manch männliche Körperteile so abzuhalten in der Lage sind. Wer also bereit ist, sich auf das Amüsement seiner niedersten Instinkte einzulassen, dem sei ein köstlicher Kinonachmittag garantiert. Beim Zahnziehen mit Nylonfaden und KFZ oder beim ungleichen Zweikampf eines männlichen Donges mit einer wütenden Schlange bleibt kein Kinosessel trocken. Manchmal bin ich aber auch geneigt zu glauben, das Jackass-Team dreht diesen kollektiven Wahnsinn nicht des Geldes wegen oder gar aus Spaß, sondern die sympathische Stuntbrigade hegt eine heimliche Antipathie gegen all zu vom ständigen Handygebrauch gelangweilte Jugendliche, die danach trachten, diesen herrlich absurden Scheiß nachzuahmen. Zu mindestens auf den Baumalleen Mecklenburg-Vorpommerns wird man den Eindruck nicht los, die Hall of Fame ganzer Heerscharen offensichtlicher Jackassfans abzufahren. Bedauerlicherweise trifft es dann auch meistens die, die an diesen Jungherrenspielereien nicht unbedingt beteiligt sein möchten. Aber das ist reine Theorie. Es geht ja auch keiner nach „Doom“ in eine Schule und erschießt Personen des Lehrkörpers und deren Schutzbefohlene. Aber angesichts der schiefen Studie von Pisa und der damit einhergehenden Verblödung unserer Jugend würde ich Jackass nicht unter 30 freigeben, har har.
Ray van Zeschau