Jede Sekunde zählt - The Guardian
Klingt bisschen wie “Du und Dein Garten“ mit Erika Krause in ausländisch, isses aber nicht. Hat aber auch mit viel Wasser zu tun. In diesem Falle aber mehr, als der Hecke lieb ist. Da das Wasseraufkommen dann doch derartig hoch ist, kann man getrost von einem weiteren maritimen Film in den Kinoprogrammen unserer Stadt sprechen. Wasserfilme hatte es in letzter Zeit in Hüll und Füll gegeben. Denke man etwa an die zwei geöffneten Gewässer, Wolle Petersons weiteren Atlantikkracher oder den berühmten Dresdner Flutfilm “…man spart sich den Weg nach Venedig“. Es wurden im amerikanischen Kino schon alle möglichen heldenhaften und lebensrettenden Berufsgruppen wie Bergretter, Polizisten oder Feuerwehrleute durchgenommen, eine blieb bis dato aber vollkommen unbelichtet: THE UNITED STATES COAST GUARD.
Zackige Teilnehmer in zarter Eigenhaut und derben Neoprenhüllen. Keine Angst, Drehbuchautor Ron L. Brinkerhoff dachte dabei nicht an den Looking For Freedom und für andere alkoholischen Gertränke zuständigen Mitarbeiter David Hasselhoff, sondern eher an den bereits waterworldgestählten Kevin Costner, der hier den Ober-Roland-Mattes der Hochseerettung gibt. Sozusagen, “Der mit dem Seewolf tanzt“. War einst »Top Gun« DER Werbefilm für die U.S.Navy, so ist »The Guardian« das für die amerikanische Hochseerettung. Regisseur Andrew Davis (»Auf der Flucht«) übernimmt auch gleich ein paar Szenen aus erstbesagter Kultschmonzette, was er aber durchaus charmant bewältigt. Kevin Costner gibt Ben Randall, eine Legende unter den Rettungsschwimmern. Als eines Tages alles schief geht, was nur schief- bzw. untergehen kann, bleibt Ben als einziger Überlebender übrig und wird in die A-School of Coast Guard verdonnert. Der Rest ist so ziemlich vorhersehbar und klischeegesättigt, was aber vollkommen wurscht ist, da der Film einfach sauspannend und gut gemacht ist. Doof und äußerst ärgerlich wird es dann nur, wenn die letzten Minuten dieses sehr guten Mainstreamfilmes im Pathos geradezu ersäuft werden. Glaubt man das Ende des Filmes erlebt zu haben, um sich mit Muttern für den nächsten Tag im Arnhold-Bad zu verabreden, wird dieses lobenswerte Unterfangen einfach von einem erneuten pathetischen Brecher hinfortgerissen. Das im Arni manchmal zu viele Menschen sind, kann nerven, dass mir aber in diesem Film ein amidramatisches Ende nach dem anderen um die Ohren gekracht wird, geht einem als kultiviertem Europäer einfach nur auf den Sack. Mein Tip: Film gucken und nach dem ersten vermeintlichen Ende den Kinosaal verlassen.
Ray van Zeschau
Ray van Zeschau
Buch: Ron Brinkerhoff, James Vanderbilt
Regie: Andrew Davis
Darsteller: Kevin Costner, Ashton Kutcher, Joe Arquette
Kamera: Stephen St. John
Musik: Trevor Rabin
Produktion: Beau Flynn, Tripp Vinson
Bundesstart: 19.10.2006
Start in Dresden: 19.10.2006
FSK: ab 12 Jahren