Match Point

Woody Allen neu entdeckt: In seiner 39. (!) Regiearbeit verließ der unermüdliche Filmemacher nicht nur erstmals das heimatliche New York, um die Dreharbeiten vollständig im regnerischen London zu realisieren, der Film zählt ganz sicher auch zu den bösesten seiner Laufbahn und wird von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bereits als „ein giftiges Geschenk, wie man es im Kino nur von wirklichen Meistern bekommt“ geadelt. Zu Recht, denn raffiniert verbindet Allen das Thema des sozialen Aufstiegs mit moralischen Fragen wie ungestraftem Verbrechen, Schicksal und Glück.
Protagonist ist der talentierte, aber nicht sonderlich ambitionierte Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers), der seine Karriere als Tennisprofi fallen lässt, um in der Londoner Highsociety seinen Unterhalt als Tennislehrer zu verdienen. Schnell findet sich der aus armen Verhältnissen stammende Sunnyboy in der Upper Class zurecht und knüpft behände erste Kontakte. Im zynischen Tom Hewett (Matthew Goode) findet er einen Freund und in dessen Schwester Chloe (Emily Mortimer) eine Geliebte. Da der Mensch bekanntlich anstrebt, was er gerade nicht besitzt, wird mit der Zeit Toms Freundin, die Möchtegern-Schauspielerin Nola (Scarlett Johansson) für Wilton zum Objekt der Begierde. Während Chloe ihm finanzielle Sicherheit bietet, befriedigt Nola seine sexuellen Neigungen - für den Aufsteiger eine Droge, die ihn schließlich über Leichen gehen lässt…
Sarkastische Dialoge begleiten Woody Allens Spiel der Genres zwischen erotischer Komödie und dramatischem Thriller von Beginn an. So ist »Match Point« ein vorzüglich besetztes, tiefgründiges Gesellschaftsspiel zwischen Luxus und Leidenschaft, Unschuld und Mord, heißen Tränen und kalter Berechnung, das der Regisseur einmal mehr glaubwürdig wie phantasiereich in Szene gesetzt hat.