Die große Stille

Dokumentation, Deutschland 2005, 167 min

Das mittlerweile wiederentdeckte Medium Dokumentarfilm hält jetzt eine besondere Herausforderung für uns bereit. Die Stille. Mehr noch, die große Stille, denn sie ergießt sich über den Zuschauer in anspruchsvollen 164 Minuten.
Philip Gröning dreht nach Jahrzehnte andauernder Bittstellerei im Kloster La Grande Chartreuse endlich seinen Film über das Leben von Kartäusermönchen in den französischen Alpen. In beeindruckenden Bildern zeigt er den einfachen, archaischen, asketischen Alltag und das Schweigen als mögliche Lebensform. Dabei vergehen oft Minuten ohne Schnitt, Tage ohne sichtbare Abwechslung und mit Erstaunen stellen wir fest, dass sich draußen das Laub verfärbt, während drinnen die Mönche meditieren. Obwohl es paradox klingt, einen Film über das selbstauferlegte Schweigen und die damit verbundene Weltabgeschiedenheit drehen zu wollen, ist das Kino bei Lichte besehen die einzige denkbare Form, über diese außergewöhnliche Lebensweise überhaupt etwas in Erfahrung bringen zu können. Konsequenterweise enthält sich der Regisseur dabei jeglicher Versuchung, Meditation und Klosterleben mit Worten erklären zu wollen. Dieser Film birgt den Versuch einer 164-minütigen Stille sowie ein Kuriosum ganz ausgefallener Art. Wer sich einlässt auf die große Stille, der findet sie eher im Kinosaal bei sich selbst als auf der Leinwand bei den Mönchen. Und er wird gelegentlich das Gefühl haben, der Film sei zu kurz geraten. Etwas ähnliches denken sicher auch jene, die gehofft hatten, mehr über die Geschichte des tausendjährigen Ordens der Kartäusermönche zu erfahren.

Buch: Philip Gröning, Nicolas Humbert

Regie: Philip Gröning, Nicolas Humbert

Kamera: Philip Gröning

Produktion: Philip Gröning

Bundesstart: 10.11.2005

Start in Dresden: 05.01.2006