Die Brautjungfer

Thriller, Frankreich 2004, 110 min

Der 25-jährige Philippe lebt gemeinsam mit seiner Mutter und seinen beiden jüngeren Schwestern in der Provinz. Längst sind in ihm die Rollen des Vaters, Ehemanns, Bruders und besten Freundes verschmolzen. Fast hat er vergessen, dass er auch ein eigenes Leben besitzt. Doch auf der Hochzeit seiner Schwester Sophie trifft er die bezaubernde Brautjungfer Senta und verbringt mit ihr eine Nacht, die nie geahnte Leidenschaften und Sehnsüchte zum Vorschein bringt. Senta ist schön, verführerisch, geheimnisvoll und erzählt bizarre Geschichten. Philippe ist geblendet, verfällt ihr mit Haut und Haar und merkt nicht, dass Senta in einer gefährlichen Scheinwelt lebt. Mehr und mehr entgleitet auch seinem Leben die Normalität. Nach einem Streit fordert Senta schließlich Liebesbeweise von Philippe: So soll er unter anderem einen Baum pflanzen, ein Gedicht schreiben und Sex mit einem Mann haben…
Was als Liebe auf den ersten Blick begann, steigert Regisseur Claude Chabrol mit jeder weiteren Begegnung der beiden zur riskanten Gratwanderung zwischen fesselnder Erotik und düsterem Abgrund - aus der „amour fou“ wird eine „liaison dangereuse“. Den letzten durch Senta geforderten Liebesbeweis beschreibt Chabrol mit dem Satz: „Wenn es in einem Film eine schöne Leiche gibt, habe ich nie das Gefühl, meine Zeit völlig verplempert zu haben.“
Bereits zum zweiten Mal verfilmt der Altmeister des französischen Kinos mit »Die Brautjungfer« einen Roman der britischen Schriftstellerin Ruth Rendell. Mit unverwechselbarer Handschrift bannt Chabrol ihre Geschichte in einem spannenden Psychothriller auf die Leinwand, der nicht in der Frage gipfelt, wieso Menschen einander umbringen, sondern wie sie das Leben in der Enge der Provinz aushalten, ohne einander umzubringen.