Das Goebbels-Experiment

Dokumentation, Deutschland 2005, 112 min

Joseph Goebbels (1897-1945) hat den NS-Staat als Markenzeichen überlebt. Sein Name steht noch heute weltweit für hemmungslose, zynische und zumindest zeitweise erfolgreiche Propaganda. In regelmäßigen Abständen kommt es zu Goebbels-Vergleichen, mit denen aktive Politiker als besonders üble Hetzer und Polemiker gebrandmarkt werden sollen. Aber das Leben des Joseph Goebbels ist schillernder und beunruhigender, als es die gängige Zuordnung als Propaganda-Genie oder “Reichslügenbold” nahe legt. Lutz Hachmeister (Regie, Buch) und Michael Kloft (Buch, Recherchen) zeigen erstmals in einer abendfüllenden Kino-Dokumentation, wie sich Goebbels von seinen Anfängen als radikaler „völkischer Sozialist“ bis zum Selbstmord mit Frau und Kindern ständig neu inszenierte und „erfand“. Der Film bringt den Zuschauern die Karriere eines modernen Medien-Politikers dabei auf ungewöhnliche Weise nahe - verzichtet wird auf jeden Kommentar; nur Goebbels selbst spricht aus seinen Tagebüchern, die er von 1924-1945 ununterbrochen und exzessiv führte. Es entsteht so das faszinierende Psychogramm eines Mannes, der hochtourig zwischen Weltschmerz, Wehleidigkeit, Vernichtungswut und politischer Extase hin- und herschwankte. Ein Experiment in Sachen Stilisierung und Manipulation, das er nicht nur mit der Öffentlichkeit vollführte, sondern auch mit sich selbst - so war der Täter sein eigenes und erstes Opfer.
Goebbels war, wie kaum ein anderer Politiker und Agitator vor ihm, eine filmische und theatralische Existenz. Der Dokumentarfilm von Lutz Hachmeister und Michael Kloft bringt den manisch-depressiven Aktivisten den Zuschauern besonders in Gestik und Mimik nahe, zudem entsteht das Bild eines modernen News- und Medienmanagers, der sich voller Hingabe und Arbeitswut mit dem gesamten Spektrum der öffentlichen Kommunikation befasst - und dennoch politisch und moralisch auf der ganzen Linie scheitert. Als Erzähler der Goebbels-Tagebücher sind Udo Samel und Kenneth Branagh (i.d.engl.Version) zu hören.

Buch: Michael Kloft, Dr. Lutz Hachmeister

Regie: Dr. Lutz Hachmeister

Kamera: Hajo Schomerus

Produktion: HMR International, Spiegel TV, ZDF, Günther van Endert

Bundesstart: 14.04.2005

Start in Dresden: 30.06.2005

FSK: ab 12 Jahren