Die Geschichte von Marie und Julien

Drama, Frankreich 2003, 150 min

„Es kommt etwas Schreckliches auf uns zu. Ich weiß nicht was, nur dass es mich von Dir wegreißt,” Julien hört Maries Worte nicht, er schläft. Ist er wach, versteht er immer weniger, was sie meint. Auch nicht ihr plötzliches Urteil, dass zwischen ihnen eine tiefe Kluft besteht. Julien liebt Marie, das ist alles. Oder fast. Er repariert alte Turmuhren, erpresst eine Tuchhändlerin, aber er weiß nicht, wer diese Marie ist, mehr noch - was sie ist. Als sie spurlos verschwindet, macht er sich auf die Suche. Was er findet, ist beängstigend, verwirrend und befreiend zugleich.
Zwölf Jahre nach »Die schöne Querulantin«, hat Jacques Rivette, Altmeister des französischen Kunstkinos, Emmanuelle Béart zu strahlender Leinwandpräsenz geführt. Wie sie die Marie zwischen Abwesenheit und leidenschaftlicher Sinnlichkeit gibt, hat „etwas derart Durchdringendes, dass die Kamera kaum wagt, sich zu nähern”, befand „Libération”.
Rivette hat einen Film geschaffen, der um so schneller vergeht, je länger er dauert. Einen Film, der keinen Unterschied zwischen Leben und Traum macht und nebenbei neu definiert, was Erotik im Kino sein kann. Einen Film, für den sich keine treffenderen Worte als im Alten Testament finden lassen: Liebe ist stark wie der Tod.
Udo Lemke