Evil

Drama, Schweden 2003, 107 min

In Schweden (8 Millionen Einwohner) sahen über 1 Million Besucher den Film. 2004 gab es die OSCAR-Nominierung als Bester fremdsprachiger Film. Beides mehr als verdient für eine packende Geschichte, die mir seit einer Pressevorstellung vor zwei Monaten einfach nicht aus dem Kopf geht. Der deutsche Verleih, sonst leider nicht sonderlich um diesen ausgezeichneten Film bemüht, blieb beim Originaltitel in englischer Version: Evil - Böses, Übel, Krankheit, Sünde - mehr als zutreffend. »Evil« spielt im Schweden der 50er Jahre. Der rebellisch veranlagte 16-jährige Erik wird zum wiederholten Male wegen einer Schlägerei der Schule verwiesen. Die letzte Chance, ihn zu einem Schulabschluss zu bringen, sieht seine Mutter in einem privaten Elite-Internat, wofür sie ihre gesamten Ersparnisse aufbringt. Erik verspricht ihr, bis zum erfolgreichen Examen ohne gewalttätigen Ärger über die Runden zu kommen. Er ahnte nicht, was ihn erwartet. Die so großartig gepriesene Schule entpuppt sich als unmenschliches Bildungsreservat, in dem die Lehrer alle Verantwortung abgegeben haben an die Hierarchie der Schüler. Die Oberprima drangsaliert die Neulinge. Kein Spaß á la »Feuerzangenbowle«, sondern bittere Realität. Ich fühlte mich sofort an meine Armeezeit erinnert. Nicht nur an die 18 Monate Grundwehrdienst, in der Diensthalbjahre Menschen in drei Klassen teilten und nahezu alle Beteiligten diesen widerlichen Kult mitmachten, sondern auch an Reservisteneinsätze danach, als während des Studiums Kommilitonen und später Arbeitskollegen innerhalb weniger Stunden zu kommandierenden Arschlöchern mutierten, nur weil sie ein paar Balken oder Sternchen mehr auf der Uniform hatten. Drum verstehe ich auch Erik und bewundere ihn für die Beherrschung, mit der er die Fäuste noch in der Tasche ballt, und für den richtigen Zeitpunkt, wenn er sie aus der Tasche holt und wirken lässt.
Hauptdarsteller Andreas Wilson wurde völlig zu recht von internationaler Kritik mit James Dean und Marlon Brando verglichen. Ein Film, zu dem mir nur das Resümee bleibt: Nicht leicht zu ertragen, aber unbedingt ansehen!
Frank Apel