Aus Liebe zum Volk

Dokumentation, Deutschland/Frankreich 2004, 88 min

Im Februar 1990 wird das Ministerium für Staatssicherheit aufgelöst. Major S. war einer ihrer Offiziere. 20 Jahre arbeitete er als Beamter im Dienst der Gesellschaft. Aus Liebe. Einer bedingungslosen, absoluten Liebe für sein Volk. Einer misstrauischen und blinden, einer zerstörerischen Liebe. Jetzt dreht der Wind. Das System bricht zusammen - Herr S. steht vor der Entlassung. An seinem letzten Tag im Büro berichtet er detailliert über sein Leben und die Zeit, die er im Herzen dieser Institution gearbeitet hat.
Der in Israel geborene Regisseur Eyal Sivan und seine französische Co-Regisseurin Audrey Maurion, die bereits für ihre preisgekrönte Dokumentation über den Eichmann-Prozess „Ein Spezialist“ zusammengearbeitet haben, nehmen den Monolog des Herrn S. in »Aus Liebe zum Volk« als Folie für eine diskussionsanregende Filmmontage. Sie verbinden seine Aufzeichnungen mit der filmischen Reise durch das erstmals erschlossene Filmarchiv der Gauck-Behörde sowie mit Material aus privaten und öffentlichen Archiven.
Aus Liebe zum Volk konfrontiert den Zuschauer mit der Denk- und Bilderwelt eines Überwachungsstaates und fordert eine aktive Auseinandersetzung mit Bildern, die oft mehr über den Aufnehmenden als über den Gefilmten verraten. Ein kluger, überraschender und augenscheinlich aktueller Film - denn die heute oft zu hörenden Phrasen vom „Krieg gegen den Terrorismus, der Vernichtung des Feindes, dem Schutz der Heimat und dem Glück des Volkes…“ lassen sich im Original auch in den Stasiakten nachlesen.