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Zeiten des Umbruchs

Drama, USA/Brasilien 2022, 115 min

Queens, New York, 1980. Nachdem der jüdisch-amerikanische Schüler Paul Graff (gespielt von Michael Banks Repeta und frei nach Regisseur und Autor James Gray selbst) und sein afro-amerikanischer Freund Johnny beim Kiffen erwischt werden, schicken Pauls Mutter Esther (Anne Hathaway) und sein unberechenbarer Vater Irving (Jeremy Strong) ihn auf die Privatschule seines älteren Bruders, die von Donald Trumps Schwester Maryanne (Jessica Chastain) geleitet wird. Hier treten die Klassenunterschiede und der Rassismus, mit denen die nun getrennten Freunde jeweils zu kämpfen haben, auf bedrückende Weise noch stärker ans Licht. Unterstützung erhält Paul am ehesten von Großvater Aaron (Anthony Hopkins), dessen Mutter einst vor den Nazis in die USA floh. Im Grunde zeichnet Gray ein intimes Porträt des Familienlebens, aber es behandelt auch große gesellschaftliche Themen mit klarer Intelligenz. Der Film ist witzig, bewegend und mitreißend - was um so bemerkenswerter ist, da er so nah an jener Realität bleibt, die Gray selbst erlebt hat. Hopkins ist in Topform als ein Großvater, den sich jeder wünschen würde. Das ganze Ensemble wird nie flach und bleibt durchweg nuanciert. Man bekommt ein echtes Gefühl dafür, wie das Leben im New York der frühen 80er Jahre gewesen sein muss. Auch wenn Coming-of-Age-Geschichten auf der Kino-Leinwand schon durchgenudelt sind, haucht Gray dem Genre geradezu neues Leben ein. Der Film lässt einen nachdenklich und beeindruckt zurück. Denn aus Sicht eines Kindes wird leider deutlich, wie sich kleine Sünden des täglichen Lebens zu großem Unrecht summieren können.
Viktoria Franke