Montags in der Sonne

Drama, Spanien/Frankreich/Italien 2002, 113 min

Ein Montagmorgen kann für Menschen verschiedene Gesichter besitzen: Stress und Hektik, wenn man die Kinder in die Schule und sich selbst auf Arbeit verfrachten muss. Ruhe und Frieden, wenn man sich beispielsweise gerade im wohlverdienten Erholungsurlaub oder in den Semesterferien befindet. Für die ehemaligen Werftarbeiter der kleinen spanischen Hafenstadt Vigo hält ein Montagmorgen noch ein anderes Gesicht bereit. Denn die großen Zeiten der Schiffsindustrie sind vorbei, die Auseinandersetzungen um den Erhalt der Arbeitsplätze verloren - für die ehemaligen Mitarbeiter hat ein anderes Leben begonnen.
Für Lino zum Beispiel, der kaum noch an eine neue Chance glaubt und doch die meiste Zeit trotzig und nervös zwischen jugendlichen Mitbewerbern in den Personalbüros verbringt. Für José, der sich mit seinen knapp vierzig Jahren nicht damit abfinden kann, dass seine Frau Ana mit ihrer Arbeit für das Familieneinkommen sorgt. Für Amador, der immer in der Kneipe des früheren Kollegen Rico zu finden ist. Für Sergej, der früher Kosmonaut der Sowjetunion war, bevor es ihn nach Vigo verschlagen hat. Und für Santa, den trotzigen Rebell mit der großen Klappe, rüde und herzlich zugleich, der sich standhaft weigert, das Bußgeld für eine bei den Werftprotesten eingeworfene Straßenlampe vom Typ „Urban Swimlight“ zu bezahlen. Gemeinsam reihen sie sich in die lange Schlange der Leute ein, die man pauschal als „arbeitsuchend“ deklariert, treffen sich auf ein Glas in Ricos Bar, reden von damals und von heute, vom Leben, wie es ist, wie es wird und wie es hätte sein können…
Was passiert, wenn nichts passiert? Wenn man nichts zu tun hat? Dann geht es um alles. Das Nichts wird zum Abenteuer. Entscheidungen müssen dennoch jeden Tag getroffen werden. Die grauen Haare schwarz färben, um jünger zu wirken? Beim eigenen Sohn Computer-Unterricht nehmen? Den mitleidigen Blick des Sachbearbeiters auf der Bank ertragen? Die Entschädigung für die Straßenlampe bezahlen oder aufrecht die Haftstrafe antreten?
»Montags in der Sonne« ist großartiges europäisches Kino mit wunderbaren Schauspielern, deren Gesichter authentischer nicht sein könnten! Der junge spanische Regisseur Fernando Léon De Aranoa erzählt aufrichtig, berührend, sensibel und zugleich umwerfend komisch von Freundschaften und Solidarität in schwierigen Zeiten. Auf der Leinwand vereint er Menschen, die sich ihren Witz und ihre Würde nicht nehmen lassen und auf ihrem Recht bestehen, glücklich zu sein. Eine intelligenter, durch und durch menschlicher Film über den täglichen Kampf gegen Windmühlen - die fremden und die eigenen, der in seinem Heimatland Spanien zum erfolgreichsten Film der vergangenen Jahrzehnte avancierte.