Heimliche Spiele
Die Beschäftigung mit den Resultaten einer Symbiose aus Sex, Macht, Gewalt und fehlenden Moralvorstellungen hat Hochkonjunktur im französischen Gegenwartskino. Optische Provokationen und das Ausloten gesellschaftlicher Tabus prägten zuletzt Filme wie »Baise-Moi« und »Irréversible« und wurden kontrovers diskutiert. Jean-Claude Brisseaus »Heimliche Spiele« setzt diese Thematik nun fort, obgleich körperliche Gewalt in seinem Film nicht so offen zu Tage tritt. Vielmehr verpackt er seine Geschichte in erotische Bildkompositionen jenseits eines pornografischen Blickwinkels.
Ausgangspunkt ist dabei erneut das weibliche Wesen: Die unerfahrene Kellnerin Sandrine (Sabrina Seyvecou) lernt in einer Bar die attraktive Stripperin Nathalie (Coralie Revel) kennen. Genervt von ihrem gegenwärtigen Leben und desillusioniert von der Liebe, schöpfen beide aus ihrem Spiel mit der eigenen Lust neue Kraft für einen Rachefeldzug gegen die von Männern dominierte Welt. Unter dem Motto „Trau Dich deine sexuellen Reize schamlos einzusetzen!“ beginnen die beiden jungen Frauen ein erotisches Spiel in der Öffentlichkeit, das sich schon bald zu einem suchtartigen Verlangen nach Aufmerksamkeit und Anerkennung steigert. Mit Hingabe, schmutzigen Tricks und vorgetäuschten Orgasmen planen sie fortan ihren gesellschaftlichen Aufstieg, der sich unter der völligen Eliminierung von Gefühlen wie Liebe und Romantik vollziehen soll. Gezielt haben es Sandrine und Nathalie dabei auf Herren aus den Chefetagen eines Bankhauses abgesehen, die sie mit gesteuertem Sex gefügig machen. Ihr Plan gelingt zunächst prächtig und führt die Männerwelt fabelhaft vor. Bis sie auf Christophe (Fabrice Deville), den undurchsichtigen und durchtriebenen Sohn des Firmeninhabers, stoßen, der nur seine eigenen Regeln akzeptiert. Christophe versteht sich nicht nur bestens auf den manipulierten Einsatz körperlicher Lust, sondern besitzt zudem die Macht des Geldes, um seine tabulosen Phantasien auszuleben. Schon bald verstricken sich die Freundinnen im Netz ihrer eigenen Intrigen, die zusehends eine ungewünschte Eigendynamik entwickeln…
»Heimliche Spiele« wagt einen Blick in eine gefühlsarme Welt jenseits von Moral und Tabus - einen Blick auf und hinter absurde Momente - einen Blick auf ein berauschendes Spiel mit dem Feuer, bei dem sich am Ende jeder die Finger verbrennt!
Buch: Jean-Claude Brisseau
Regie: Jean-Claude Brisseau
Darsteller: Coralie Revel, Sabrina Seyvecou, Roger Mirmont, Fabrice Deville, Blandine Bury, Olivier Soler, Lisa Heredia, Frédéric Marques, Viviane Theophilides, Sylvain Bourguignon, Arnaud Goujon, Dorothee Picard
Kamera: Wilfrid Sempé
Musik: Johann Sebastian Bach, Henry Purcell, Antonio Vivaldi, Georg Friedrich von Händel
Produktion: La Sorcière Rouge, Les Aventuriers de l'Image, Jean-Claude Brisseau, Jean-François Geneix
Bundesstart: 04.12.2003
Start in Dresden: 04.12.2003