5 Uhr am Nachmittag
Können Sie sich noch an den Afghanistankrieg erinnern? Wissen Sie gar, wie es in dem Land heute aussieht, wie es den Menschen geht und ob sich nach dem Ende des Taliban-Regimes wirklich etwas verändert hat? Woher denn, werden Sie berechtigt fragen. Denn es gehört schon zum Lauf der Dinge, dass sich die Informationen in der „zivilisierten“ westlichen Welt nach der Befriedung und „Demokratisierung“ eines abtrünnigen Gebietes mittels Bomben gen null bewegen. Und uns scheint es wirklich so schlecht zu gehen, dass wir den Tellerrand nicht mehr erreichen und diese Informationen einfordern. Wer sich ab 1. Juli entschließt, »At 5 in the afternoon« der engagierten Filmemacherin Samira Makhmalbaf (»Der Apfel«) anzusehen, kann sich ein eigenes Bild machen und seine Weltanschauung ein Stück komplettieren. Denn Makhmalbafs Film ist der erste, der nach dem Ende des Krieges an Originalschauplätzen in Afghanistan gedreht und mit Darstellern von der Straße besetzt wurde.
In einem nach wie vor von Bomben zernarbten Kabul erzählt die Regisseurin die Geschichte eines frommen, alten Kutschers, der nach einem Ort sucht, wo er und seine Familie endlich Unterschlupf finden. Zudem wartet er täglich auf die Rückkehr seines Sohnes aus Pakistan. Seine Tochter träumt davon, eines Tages Präsidentin von Afghanistan zu werden. Doch das sind ferne Träume. Unaufhörlich muss die Familie weiterziehen. Ohne Geld für Medizin wird die Krankheit ihres kleinen Kindes lebensbedrohlich. Und aus Pakistan treffen schreckliche Nachrichten ein. In seiner Verzweiflung verlässt der Kutscher mit den verbliebenen Familienmitgliedern Kabul und sucht weit entfernt von der Stadt eine heilige Zuflucht…
»At 5 in the afternoon« ist ein kraftvolles Werk über Exil und Sehnsucht, die aufwühlende Geschichte eines Volkes, dessen Not nicht durch Bomben gelindert wurde, und einer menschlichen Hoffnung, die versucht, inmitten der Trümmer zu überleben.
Stefan Ostertag
Buch: Mohsen Makhmalbaf, Samira Makhmalbaf
Regie: Samira Makhmalbaf
Darsteller: Agheleh Rezaie, Abdolgani Yousefrazi, Razi Mohebi, Marzieh Amiri
Kamera: Ebrahim Ghafori, Samira Makhmalbaf
Musik: Mohammad Reza Darvishi
Produktion: Mohsen Makhmalbaf
Bundesstart: 01.07.2004
Start in Dresden: 01.07.2004