Bungalow

Drama, Deutschland 2002, 85 min

Neben Andreas Dresens »Herr Wichmann von der CDU« begibt sich im April ein weiterer Film in die Wirklichkeit - obgleich im Spielfilmformat. »Bungalow« - das Debüt des 34-jährigen Regisseurs Ulrich Köhler - ein kleines filmisches Highlight aus deutschen Landen, dessen jugendliche Protagonisten sich ausschließlich dem Lebensmotto „zielsicher ziellos“ zu verschreiben scheinen.
Pauls Geschichte beginnt auf dem Rückweg vom Manöver zur Bundeswehrkaserne. Unbemerkt bleibt der 19-jährige an einer Raststätte zurück. Die Kompanie fährt weiter - und Paul nach Hause, in den Bungalow seiner abwesenden Eltern am Rande einer typisch deutschen Provinzstadt irgendwo in Oberhessen. Schnell wird Pauls „Heimaturlaub“ jedoch kompliziert: Die Feldjäger der Bundeswehr suchen ihn, seine Freundin Kerstin macht gleich nach seiner Ankunft Schluss und völlig unerwartet taucht sein älterer Bruder Max mit seiner dänischen Freundin Lene auf. Am Ort der Kindheit setzen reflexartig alte Rollenmuster wieder ein, und zwangsläufig gehen sich beide auf die Nerven. Paul verliebt sich in Lene und schwebt ab und zu mit seinem Skateboard durchs hessische Hügelland. Doch eigentlich passiert nichts, fast nichts…
Mit völlig unbekannten, aber großartig überzeugenden Darstellern (Lennie Burmeister in der Rolle des Paul ist in der Realität Profiskateboarder!) inszeniert Ulrich Köhler seine Figurenkonstellation wie einen ständig ins Stocken geratenden Dialog.
»Bungalow« ist ein Film der kleineren Filmfestivals, auf denen er Anerkennung findet und Preise erhält. In der Begründung der Jury zur Auszeichnung als Bester Film beim Filmkunstfest in Schwerin 2002 heißt es: „Der erste Spielfilm von Ulrich Köhler handelt von Heimatlosigkeit inmitten einer gut eingerichteten Welt. Ein junger Mann entfernt sich unerlaubt von der Truppe. Tatsächlich verlässt er die Ordnung der Dinge. Immer wieder kehrt er nach Hause zurück, ohne dieses Zuhause zu finden. »Bungalow« hat eine ungewöhnliche stilistische Geschlossenheit. Er braucht keine Musik, keine Effekte, keine Behauptungen. »Bungalow« erklärt nichts, er sieht etwas.“