C.R.A.Z.Y. - Verrücktes Leben

Drama, Kanada 2005, 127 min

In punkto Werte- und Normenveränderung ging in den 60er, 70er und 80er Jahren in weiten Teilen der westlichen Welt einiges ab: Politische Studentenproteste fegten den konservativen Muff aus Universitäten; Hippies beglückten die Welt mit Flower-Power und freier Liebe und Punker machten die Revolte gegen das Establishment perfekt. Doch wie spielten sich all diese Umwälzungen in den kleinsten gesellschaftlichen Einheiten, in den Familien ab? Eine jener Geschichten erzählt »C.R.A.Z.Y.« des kanadischen Regisseurs Jean Marc Vallée.
Über drei Dekaden hinweg inszeniert der Film das Leben einer kleinbürgerlichen Familie in Montréal und zeigt, wie die Revolte im Stillen abläuft und wie zwei Generationen aufeinanderprallen, die in ihren Ansichten und Lebensstilen unterschiedlicher kaum sein könnten.
Dass Zachary ein Querkopf ist, lässt er die Familie schon bei seiner Geburt spüren: Ausgerechnet am Weihnachtsabend muss der Bengel ans Licht der Welt drängeln - der Vater bereits in Chansons schmetternder Feierlaune, seine Brüder gerade im Anschlag, die ersehnten Geschenke aufzureißen. Nun müssen alle ins Krankenhaus hetzen, die Ankunft eines weiteren Sohns begrüßen. Dieser „göttliche“ Geburtstermin prägt Zachary auf vielfältigste Weise. Während Mama ihren Kleinen stets als jemand Besonderen idealisiert und in der Nachbarschaft gar das Gerücht verbreitet, er verfüge über wundersame Heilkräfte, bleibt für Papa sein „etwas anderer“ Sohn ein Buch mit sieben Siegeln, ein Knabe, auf den er dringend ein Auge haben sollte.
Zentraler Aspekt des Films sind die spannend erzählten unterschiedlichen Vater-Sohn-Beziehungen: Auf der einen Seite die Bevorzugung des Ältesten, Frauenheld Ray, der des Vaters Vorstellung von Männlichkeit zwar vollends entspricht, doch sich letztendlich als Enttäuschung entpuppt. Auf der anderen Seite der inbrünstige Kampf um Zacs „Heterosexualisierung“, dessen mit viel Humor inszenierter „Leidensweg“ zum offen schwulen jungen Mann immer wieder die bizarrsten Irrwege einschlägt.
»C.R.A.Z.Y.« hinterlässt wegen des Themas, den überzeugenden schauspielerischen Leistungen und der Filmmusik einen starken Eindruck und wurde unlängst auf dem Toronto International Film Festival als bester kanadischer Film 2005 ausgezeichnet.