Die Entdeckung des Himmels

Drama, Großbritannien/Niederlande 2001, 132 min

Gott hat die missratene Menschheit aufgegeben und sich entschlossen, die Steintafeln mit den 10 Geboten in den Himmel zurückzuholen. Ein junger Engel und der skrupellose Engel Gabriel werden beauftragt, dieses Vorhaben auszuführen. Doch sie können nicht einfach auf die Erde gehen und die Tafeln abholen. Sie brauchen einen Menschen, der in der Lage ist, sie zu finden und der dann Willens ist, sie dem Himmel zu übergeben. Um einen solchen Menschen zu schaffen, entwickeln sie einen Plan, der mehr teuflisch als göttlich ist und was in Gottes Welt nur eine kurze Angelegenheit ist, entpuppt sich auf der Erde als eine Sache, die über Jahrzehnte dauert und uns nach Rom und Auschwitz, nach Israel und Kuba und natürlich quer durch Holland führt.
Zwei Männer, der snobistische Politiker Onno und der Astrophysiker Max werden zu Freunden gemacht. Beide verlieben sich in die Musikerin Ada, und deren Sohn Quinten soll schließlich der Auserwählte sein. Doch zwischendurch müssen eine ganze Anzahl Menschen sterben, was dem jungen Engel immer größere Gewissenskonflikte bereitet. Schließlich unternimmt er den Versuch, Gott ins Handwerk zu pfuschen.
Harry Mulischs Roman »Die Entdeckung des Himmels«, der in Deutschland 1993 erschien und bisher über 450.000 mal verkauft wurde, ist eine vielschichtige Interpretation der Heilsgeschichte der christlichen Religion. Regisseur Jeroen Krabbé gelingt das kaum zu erwartende Kunststück, den 900 Seiten starken Roman auf zwei Stunden Film zu reduzieren und trotzdem seine komplexe Wirkung zu bewahren. Die Gratwanderung zwischen Liebesgeschichte, politischer Geschichte des vergangenen Jahrhunderts und beißender Kritik am verkalkten Christentum gelingt genial. Wir lachen und leiden mit den Menschen, deren Schicksal wir über Jahrzehnte miterleben, und wenn Gottes Reich durch ein groteskes, an Bosch oder Piranesis erinnerndes Labyrinth dargestellt wird, in dem das Vokabular von Managern und Börsenmaklern kursiert, so ist dies bestimmt nicht die Variante, in der der Papst gern seinen Boss dargestellt sehen möchte.
»Die Entdeckung des Himmels« war im vergangenen Jahr der bestbesuchte Film in den Kinos der Niederlande.