Samsara

Drama, Deutschland 2001, 138 min

Exotik, Esoterik und Erotik, diese Kombination klappt hier bestens. Im fernen Ladakh geht es um den Widerstreit zwischen Askese und irdischen Gelüsten, um Grundwerte und philosophische Lebensfragen, auf die der aus Indien stammende Autodidakt Pan Nalin für die westliche Zivilisation überraschende Antworten findet.
Sieben Jahre kämpfte Regisseur Pan Nalin um die Realisierung seiner Idee und fand letztendlich einen Produzenten. Pan Nalin nimmt mit auf eine spirituelle Reise in eine fremde Welt. Nach dreijähriger Meditation in einem Felsstollen wird der junge Lama Tashi vom alten Mönch Apo und dessen Schüler Sonam aus der Trance wieder in die Wirklichkeit geholt. Doch statt sich geistiger Themen zu widmen, entdeckt Tashi seine Sexualität. Als er bei der Erntesegnung in einem Dorf die hübsche Pema trifft, beginnt er ernsthaft über den Sinn seiner mönchischen Existenz nach- zudenken. Die Einführung in tantrische Texte und Zeichnungen bringen ihn zum Entschluss, das Kloster zu verlassen. Fast scheint alles wie im Märchen. Er heiratet Pema, genießt die Freuden der Sexualität und als Vater eines Sohnes, wird wohlhabend und angesehen, aber ob seiner modernen Methoden auch gefürchtet. Immer weiter entfernt er sich von seinen einstigen Prinzipien. Erst ein sein Besitz zerstörendes Feuer führt zur Katharsis - und zu einer Lebenskorrektur. Das große Plus dieses fast epischen Werkes sind die Bildopulenz und der besonders am Anfang dokumentarische Look. In Anlehnung an den Zen-Buddhismus spricht der Regisseur von „Zenematography“. Man kann sich kaum sattsehen an der Bergwelt, den leuchtenden Farben der Kleider, die mal mit der Umwelt harmonieren, mal in Kontrast stehen und sukzessive die emotionale Entwicklung widerspiegeln. Am Ende steht die Frage, was ist besser - sich 1 000 Bedürfnisse zu erfüllen oder eines zu besiegen. „Samsara“ ist der Begriff für die Welt, in der der Mensch lebt, egal ob im Kloster oder Dorf. Und menschlich ist es auch, Experimente zu wagen, zwischen persönlichem Verlangen und Schicksal einen Weg zu finden wie der Protagonist.
Der technisch perfekt gemachte Film verbindet fernöstliche Spiritualität und die Fantastik Bollywood’scher Romanzen gekonnt mit dokumentarischer Genauigkeit und autorenfilmhafter Ernsthafitigkeit.