Factotum

Drama, Norwegen/USA/Deutschland 2005, 92 min

Mussten wirklich 18 Jahre nach Barbet Schroeders »Barfly« verstreichen, bis wir wieder einen, sagen wir einfach, Charles-Bukowski-Film zu sehen bekommen? Warum? Weil ordentliche Trinker und Verlierer nicht in unsere weichgespülte und steifgebügelte Welt passen? Was gingen nicht in den 80ern die Bukowski-Paperbacks von Hand zu Hand und ließen uns plötzlich unter einem ganz anderen Licht die Biere und Whiskosen in uns hineinschütten. Endlich konnte sich auch der Intellektuelle einfach nur betrinken, ohne das gleich für eine Starthilfe seines Geistesquarkes zu tarnen. Das war Literatur und Leben fern von zumeist glattem DDR-Geschreibs. Guck mal einer an, das Leben konnte man also auch mit kurzen, prägnanten Sätzen und Worten illustrieren, ohne undedingt irgend einen blöden roten Faden auftauchen zu lassen. Prima. »Factotum« ist die Verfilmung des zweiten Romanes (1975) von Charles Bukowski durch den Norweger Bent Hamer (»Kitchen Stories«) der gegenüber Barbet Schroeders »Barfly« sich mehr darauf konzentriert, wie Charles Bukowskis Schriftstellerfigur und alter ego Henry “Hank” Chinaski außerhalb diverser Bars funktioniert und sich als Gelegenheitsarbeiter mit den unterschiedlichsten Jobs überm Hopfenwasser hält, um sich letztenendes das leisten zu können, was ihn eigentlich im und am Leben interessiert: Alkohol, Frauen, Zigaretten, Wetten abschließen und vor allem Stories schreiben, die keiner veröffentlichen will. Regisseur Bent Hamer erzählt in einer atmosphärischen Dichte über einen Underdog, der trotz widrigster Umstände sich treu bleibt und wohl mit das Wichtigste im Leben nicht verliert, seinen Humor. Ob die Wahl Matt Dillons in der Hauptrolle die richtige war…? mh mh mh… Mickey Rourke wäre wahrscheinlich etwas authentischer rübergekommen.
Vom Aussehen und Restblut im Alkohol. Na denn, Prost.
Ray van Zeschau