Ich bin meine eigene Frau

Dokumentation, Deutschland 1992, 90 min

In Berlin-Mahlsdorf befand sich das einzige private (Gründerzeit-)Museum der DDR; betrieben wurde es von Lothar Berfelde, der den Namen seines Geburtsortes annahm und als wohl bekanntester Transvestit des einstigen Arbeiter-und-Bauernstaates gilt: Charlotte von Mahlsdorf. Den stillen Außenseiter porträtierte Rosa von Praunheim 1992 in seinem Film »Ich bin meine eigene Frau«, der mittels Interviews, nachgestellten Spielszenen und erzählten Geschichten das Leben Lothar Berfeldes/Charlotte von Mahlsdorfs vom Ende der 20er Jahre bis zur „Wende“ Revue passieren lässt.
Der 1928 geborene Lothar fühlte sich bereits im Kindesalter mehr als Mädchen, weswegen er sehr unter seinem Vater zu leiden hatte. Als der Vater den Jungen schließlich mit einer Waffe bedrohte, erschlug ihn Lothar und wurde 1945 zu vier Jahren Jugendhaft verurteilt.
1960 eröffnete er im Gutshaus Mahlsdorf das Gründerzeitmuseum. Die DEFA lieh sich hier oft Requisiten aus. Ab 1970 fanden im Hause Treffen und Feiern der „Homosexuellen Interessengemeinschaft Berlin“ statt.
Nach der „Wende“ blieb die erhoffte allgemeine Hinwendung zu mehr Toleranz aus: Neonazis überfielen eines der Gutshof-Feste, 1997 verließ Charlotte das Land und übersiedelte nach Schweden. 2002 verstarb Charlotte von Mahlsdorf in Berlin.