Die Sammler und die Sammlerin

Dokumentation, Frankreich 2000, 82 min

»Les glaneurs et la glaneuse« ist ein Wunder an Freiheit und Genauigkeit, Neugier und Geduld, Verspieltheit und Zärtlichkeit. Die Regisseurin von »Vogelfrei« und »Cléo von 5 bis 7« beginnt mit François Millets berühmtem Bild von den Kartoffelklauberinnen und kommt von dort vom Hundertsten ins Tausendste - oder eigentlich eher umgekehrt: Sie kommt ihrem Thema immer näher, indem sie es immer weiter fasst und zeichnet am Ende ein Bild unserer (Wegwerf-)Gesellschaft, das in gleichem Maße poetisch wie politisch ist. Sie beginnt mit der Erkenntnis, dass Erntemaschinen die mühselige Kartoffelernte von Hand überflüssig gemacht haben. Aber dann stellt sie fest, dass es das durchaus noch gibt, wenngleich in anderem Zusammenhang. Abseits der Konsumgesellschaft gibt es immer noch Leute, die sich bücken und die Reste auflesen. Sie wühlen in den Abfällen der Wochenmärkte, durchsuchen die Mülltonnen hinter den Supermärkten, pflücken, was bei der Ernte übersehen wurde. Varda findet ihre Helden auf Obstplantagen, auf Müllkippen und Schrottplätzen.
Das ist keine Sozialreportage, sondern eine Reflexion über eine Gesellschaft, die von dem lebt, was durch den Rost fällt. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, was für Geschichten sich auf der Unterseite des Kartoffelklauber-Bildes finden - man muss sich nur bücken. Ein Film voller Lebendigkeit, voller Zugewandtheit zum Leben, ein Dokumentarfilm, der ein überraschendes Echo auslöste: eine enthusiastische Presse, Warteschlangen vor den Kinos, applaudierende Zuschauer wie im Theater.

Buch: Agnes Varda

Regie: Agnes Varda

Kamera: Stephane Krausz, Didier Rouget, Didier Doussin, Pascal Sautelet, Agnes Varda

Musik: Joanna Bruzdowicz

Produktion: Cine Tamaris, Agnes Varda

Bundesstart: 06.12.2001

Start in Dresden: