Spiel der Träume - Die wahre Geschichte eines falschen Teams

Drama, Sri Lanka/Italien/Deutschland 2008, 111 min

Für den gelernten DDR-Bürger ist das eigentlich DER Film und kann nur über diese Rolle wirklich genossen werden, da jeder, der diese Zeit noch bewusst erlebt hat, zutiefst nachempfinden kann, was hier an Köstnis passiert. Barkeeper Manoj (Gihan De Chickera) und sein Freund der Früchtedealer Stanley (Dharmapriya Dias) leben in den Slums von Colombo, das liegt nicht, wie meine Frau vermuten würde, in Kolumbien, sondern ist die Hauptstadt von Sri Lanka. Das wiederum befindet sich gleich neben Indien. Wo Indien liegt, entnehmen die restlichen Geographielegastheniker bitte dem Indernett. Na jedenfalls leben die beiden Teilnehmer mehr schlecht als überhaupt wie und befinden sich immer haarscharf am Abgrund der Kriminalität. Sie träumen den großen Traum vom gelobten Land, Deutschland. Doch bereits etliche Visaanträge wurden von der deutschen Botschaft abgeschmettert. Aber eines Tages werden ihre Gebete erhört. Sie entdecken in einer Zeitung den Aufruf des Deutschen Handball-Bundes, der in einer bayrischen Kleinstadt ein internationales Turnier ausrichtet und dafür natürlich noch Mannschaften aus aller Welt sucht. Da diese Sportart in Sri Lanka genauso gepflegt wird wie bei mir die Aufzucht von Nacktmullen, ist das für Manoj und Stanley die Chance. Sie gründen prompt die erste Handballnationalmannschaft Sri Lankas. Zwar haben beide null Kennung, was bei dieser Ballsportart zu tun ist, aber dies ist erst mal nicht so von vordergründiger Bedeutung. Wichtiger ist zunächst die Erkenntnis, dass ein Handballteam nicht nur aus zwei Personen besteht. Am Ende wollen mehr mit, als ihnen lieb ist, und so entsteht die erste Handballnationalmannschaft Sri Lankas aus einer absurden Mischung von Freunden, Kollegen, Gläubigern und auch Polizisten. Schnell ist die gefälschte Anmeldung nach Deutschland gefaxt und wie der Teufel so will, bekommt man tatsächlich die ersehnte Einladung ins gelobte Wunderland. In Bayern wird das Team mit Begeisterung empfangen, was ihren Plan, schnell in Deutschland unterzutauchen, allerdings zunächst vereitelt. Das erste Spiel steht bereits auf dem Plan und die 23 Ballahnungslosen bestreiten ihr erstes Match. Ergebnis: Ein grandioses 0:70. Da schwant den Veranstaltern dann doch etwas. Als die Polizei der Sache mal auf den Grund gehen will, sind bereits alle Hotelzimmer vorschriftsmäßig geräumt. Wem die Story irgendwie bekannt vorkommen sollte, ist auf dem richtigen Wege, denn genau das ist im Jahre 2004 tatsächlich passiert und ich erinnere mich noch bestens, wie ich wie ein Maikäfer auf dem Rücken liegend lachend mit den Beinen strampelte. Im Übrigen wurde der Fall bis heute nicht aufgeklärt und die Nationalmannschaft Sri Lankas nie wieder gefunden.
Sport frei, Ray van Zeschau