Vitus

Drama, Schweiz 2006, 123 min

Zwanzig Jahre nach seinem international gefeierten Meisterwerk »Höhenfeuer« stellt Fredi M. Murer wieder einen besonderen Jungen ins Zentrum seiner Filmgeschichte: Vitus ist musikalisch und mathematisch hoch begabt und nährt entsprechende Karrierehoffnungen. Doch bald hat er die leidige Jungpianisten- und Wunderkind-Rolle satt und flüchtet auf dramatische Weise in ein Doppelleben.
Eine Gegenwelt zum Wohlstandsstreben, wahres Verständnis und innige Freundschaft findet Vitus bei seinem Großvater, der in seiner alten Schreinerei auf dem Land lebt. Ihm gesteht Vitus auch, „lieber einfach normal“ und wie alle anderen zu sein, als der kleine Mozart oder Einstein, der er nun ist. Zusammen mit dem Großvater träumt er den Traum des Fliegens und findet dank dessen Hilfe auch den Ausweg, mit dem er sich dem Druck der Eltern und der Gesellschaft zeitweilig entziehen kann.
»Vitus« ist eine universelle Geschichte, eine Liebeserklärung an die Kindheit und an die Musik, leichtflüssig-humorvoll und poetisch erzählt. Dem Regisseur war immer klar, dass das Projekt mit der Besetzung von Vitus stehen und fallen würde. Teo Gheorghiu heißt der Glücksfall, der den Film ermöglichte: Wenn der an der Purcell-School in London studierende Zwölfjährige im großen Saal der Züricher Tonhalle vor 1400 Zuhören mit dem Züricher Kammerorchester das Schumann- Klavierkonzert spielt, entspricht das dem Genius auch im wirklichen Leben.
Teos kongenialer Schauspielpartner ist allen voran der großartige Bruno Ganz, dem die Rolle des sympathischen Großvaters sichtbar auf den Leib geschrieben ist.
„Alle großen Leute sind einmal Kinder gewesen (aber nur wenige erinnern sich daran)“ schreibt Antoine de Saint-Exupéry in seinem Vorwort zum »Kleinen Prinzen«. Fredi M. Murer verfolgt das gleiche Anliegen: Die Frage sei doch, wie das Potenzial eines jeden Kindes ins Erwachsenenalter gerettet werden könne. »Vitus« ist eine Antwort darauf.