Die Wonder Boys
Michael Douglas ist immer gut für jung-dynamische Charaktere, die sich durch Schicksal, Frauen - oder beides - das Leben zur Hölle machen lassen. Anders als im ‘Rosenkrieg’ oder der ‘Verhängnisvollen Affaire’, ist der Literaturprofessor Grady auf dem verschlafenen Campus der Pittsburgher Universität vor allem einer, der an sich selbst leidet. Hier geht es nicht darum, den Wunderknaben selbst zu geben, wie man das von Douglas kennt, sondern um Midlife-Crisis, Burnout-Syndrom und was amerikanische Psychotherapeuten sonst noch so darunter verstehen und auch behandeln müssen. Grady ist natürlich nicht in Therapie, sondern hofft auf den Musenkuss, der ihn seinen Roman beenden lassen könnte. Aber der lässt schon eine ganze Weile auf sich warten. Grady hat die Frau seines Chefs geschwängert und läuft Gefahr, beim alljährlichen Literaten-Wettbewerb massive Konkurrenz zu kriegen. Einziger Trost sind seine täglichen Joints und der morbide Student James, mit dem er alles durchlebt, was eine Komödie braucht: Hundebisse, Marilyn Monroe-Puppen, Transvestiten. Die starken Charaktere, ebenso respektlos wie grüblerisch, machen aus Michael Chabons Romanvorlage freilich keinen Schenkelklopfer, sondern zelebrieren den Spagat einer ernsthaften Komödie, die von Lehrern und Schülern handelt, ohne ein einziges Mal zu schulmeistern.
sg(th)
Buch: Steve Kloves nach einem Roman von Michael Chabon
Regie: Curtis Hanson
Darsteller: Michael Douglas, Tobey Maguire, Frances McDormand, Robert Downey jr., Katie Holmes, Rip Torn, Richard Thomas, Philip Bosco, Jane Adams
Kamera: Dante Spinotti
Musik: Christopher Young
Bundesstart: 02.11.2000
Start in Dresden: 02.11.2000