TRAILER

Nur für einen Tag

Tragikomödie, Frankreich 2025, 96 min

Der Begriff Nostalgie tauchte zuerst auf als eine Art von depressiver Erkrankung bei verwundeten und traumatisierten Soldaten. Die heutige Nostalgie lässt sich trefflich zusammenfassen unter einem Begriff aus dem Kino; die Sepia-Blende. Cécile (Juliette Armanet) und ihr Freund Sofiane (Tewfik Jallab) stehen kurz vor der Eröffnung ihres hoffentlich alsbald top angesagten Gourmet-Restaurants in Paris, Sterne im Guide Michelin inklusive. Aber nach der Nachricht von Papas Herzinfarkt lässt Cécile die Haute-Cuisine für einen Tag sausen und begibt sich in ihr Heimatdorf. Wo die Eltern einen charmanten, kleinen Laden führen, in dem LKW-Fahrer ihre zwei Gänge Pommes bestellen. Gefragt sind hier kulinarische Basics, Ehrlichkeit, Masse statt Klasse und die Tischdecken sind sepiafarben. Mittendrin wuselt Papa (François Rollin) schon wieder durch die Küche. Bei Infarkt Nummer drei hat er schon eine gewisse Routine. Klar, dass Cécile ihrer Mutter (Dominique Blanc) unter diesen Umständen nicht einfach sagen kann, dass sie demnächst vielleicht doch nicht Großmutter wird, weil die Businesspläne einer gefeierten TV-Köchin mit einer Mutterschaft nicht gut harmonieren. Und nach 24 Stunden einfach wieder zu verduften, kann sich Cécile auch abschminken … Amélie Bonnins Spielfilm-Debüt lädt ein zur Rückkehr an einen vertrauten Ort, wo Uhren noch (anders) ticken, wo alte Enttäuschungen und neue Erinnerungen warten und wo Cécile ihrer einstigen Jugendliebe Raphaël (Bastien Bouillon) nicht bloß mit einem kurzen ça va? begegnen kann. Und weil kaum etwas so lecker nostalgisch schmeckt wie die gemeinsam erlernten Popsongs aus der Jugend, wird die Sepia-Blende hier ersetzt mit zwei, drei spontanen Gesangseinlagen.
alpa kino