Tardes de soledad - Nachmittage der Einsamkeit
Eine Corrida, die in Spanien praktizierte Form des Stierkampfes, ist wie ein Abbild des Kosmos. Leben und Tod tanzen miteinander in, sagen wir mal auf paar tausend Jahre betrachtet, in immer gleichem Schritt. Eine feine Balance. Doch der Mensch greift ein und betrügt. Er setzt dem metaphysischen Chaos seit jeher seine Rituale und Traditionen entgegen. Sowie ein paar elementare Regeln: das Madonnenbild küssen, sich im Spiegel betrachten, die Kleider richten, die Auswahl der Toros (Stiere) loben, sich bekreuzigen, seine Picadores anfeuern, wenn sie Lanzen in den Nacken des Toros stecken, den Rosenkranz beten, das Setzen der schneeweißen Banderillas beklatschen, den Toro lesen, am Grad der Ausblutungen den Schritt in die Arena bemessen, dem Toro den Rücken anbieten, ihn aufnehmen, ihn verhöhnen, Murren und Stille ertragen, im Hohlkreuz erstarren, die Faena auskosten, durch die Luft fliegen, unter seinen Hufen zusammenrollen, die Muleta fliegen lassen, sich den Toro zurechtstellen, mit dem Degen in das Herz des Toros eindringen, sich bekreuzigen, das Blut aus dem Gesicht waschen, den Genickstoß setzen, den toten Toro eine Runde durch die Arena schleifen, die Ovaciones ernten, die Montera drehen, ein oder gar zwei Ohren abschneiden, 100.000 Euro kassieren, Eis auf die Prellungen legen, der Heiligen Mutter Gottes danken, die blutigen Kleider wechseln, die Speichelleckereien seiner Cuadrilla ertragen, das Blut aus den Wunden waschen und den Toro, das Publikum sowie das Leben verhöhnen, nicht ohne das Madonnenbild zu küssen. „Was ist das Leben schon wert, wenn du Eier hast?“ Regisseur Albert Serra verfolgt den peruanischen Star-Matador Andrés Roca Rey bei seiner blutigen Tournee durch Spanien.
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Buch: Albert Serra
Regie: Albert Serra
Darsteller: Andrés Roca Rey, Antonio Chacón, Francisco Durán «Viruta», Paco Gómez, Manuel Lara «Larita»
Kamera: Artur Tort
Musik: Marc Verdaguer
Bundesstart: 01.05.2025
Start in Dresden: 08.05.2025