Oslo-Stories: Träume

Drama, Norwegen 2024, 110 min

Plötzlich trifft sie die Erkenntnis: Zum ersten Mal in ihrem Lieben ist sie mit Haut und Haaren in jemanden verliebt. Nur gelten die Gefühle von Johanne (Ella Øverbye) ausgerechnet einer ihrer Lehrerinnen. Die von Emotionen geschüttelte, aber sehr reflektierte junge Frau hält alle Regungen ihrer Leidenschaft schriftlich fest und lässt schließlich Mutter (Ane Dahl Torp) und Großmutter (Anne Marit Jacobsen) die Aufzeichnungen lesen. Die beiden sehr aufgeklärten Frauen sind im ersten Moment etwas schockiert, erkennen aber rasch die Qualität des Textes, sein literarisches Potential, und beginnen über eine Veröffentlichung nachzudenken. Auf dem Weg dahin kommt es zwischen den drei Frauengenerationen zu einer intensiven Auseinandersetzung um Liebe, Sexualität und Selbstentdeckung.
Auch für den dritten Teil seiner Trilogie Oslo Stories hat Regisseur Dag Johan Haugerud das Drehbuch selbst geschrieben. Und glänzt mit Sätzen wie: „Ich wünschte wirklich, ich hätte mich viel öfter verliebt.“ Träume, der letzte Teil seiner Trilogie, ist ein weiteres Plädoyer für die produktive Kraft der Liebe, der Literatur und des stetigen Aufeinanderzugehens. Kein Wunder, dass er dafür mit dem Goldenen Bären der aktuellen Berlinale bedacht wurde.
Haugerud, der seit mehr als zwei Jahrzehnten Drehbücher schreibt und inszeniert, hat ganz unterschiedliche Filme gemacht, die aber allesamt auf der Liebe zur Literatur gründen. Dass seine Oslo-Stories in Deutschland in einer sehr willkürlichen Reihenfolge ins Kino kommen, schadet nichts. Der Regisseur selbst hat empfohlen, sich für eine individuelle Auswahl zu entscheiden.
Grit Dora