The Critic

London 1934: Jimmy Erskine ist als berühmt-berüchtigter Theaterkritiker des Daily Chronicle eine Institution. Der Geschmackspapst schreibt so unterhaltsam wie willkürlich. Wer ihn enttäuscht, wird auch über lange Zeiträume hinweg gnadenlos niedergeschrieben. Das geschieht auch der jungen Schauspielerin Nina Land (Gemma Arterton), deren Unterstützung Erskine aber braucht, nachdem er in Konflikt mit dem neuen Besitzer der Zeitung gerät. David Brooke (Mark Strong) feuert ihn, als Erskine und sein als Sekretär getarnter Liebhaber Tom Tunner (Alfred Enoch) wegen Homosexualität verhaftet werden. Der mephistophelische Erskine weiß sich zu wehren und fädelt eine Intrige ein. Er will Nina Land mit Brooke verkuppeln und den Verleger mit dieser Liebschaft erpressen. Die Folgen seines Komplotts sind verheerend…
Sir Ian McKellen ist das größte Pfund in Anand Tuckers neuem Film. Mit ersichtlichem Genuss spielt er einen malignen Narzissten, dem sein Vernichtungswille als Kritiker mehr bedeutet als die Liebe zum Theater. Die Verführungskraft des grandiosen Schauspielers schafft es, der manipulativen Hauptfigur zumindest streckenweise sympathische Züge zu verleihen. Gemma Arterton weiß sich als die von seiner Kritik zerfetzte Schauspielerin Nina Land zu behaupten, die große Lesley Manville skizziert in wenigen beeindruckenden Szenen ihre Mutter. Intrigen und Irrsinn werden von detailreichen historischen Settings in einem very britischen Rahmen gehalten und die Konzentration auf wenige Schauplätze sorgt für kammerspielartige Verdichtung in diesem düsteren Schwank, der zwischen Boulevard und Tragödie oszilliert.
Grit Dora