Das perfekte Geschenk

Komödie, Frankreich 2024, 83 min

Als für diesen Film die PR-Maschine anlief, war eine der ersten Informationen „Gemacht ohne Filmförderung und ohne Sender im Nacken. Purer wilder Spaß.“. Und was soll ich sagen, man sieht es. Natürlich könnte man sich darauf aufhängen, dass das Resultat das visuelle Flair, eines ZDFneo Fernsehfilms hat, welchem mittendrin das Geld für eine schicke Ausstattung ausgegangen ist. Auch dem Fluch Deutscher Filme (zu viel Gelaber). Doch dies würde die Essenz des Charmes dieser Fortsetzung vom 2006er Vorgänger nicht wirklich widerspiegeln. Damals lief alles noch in Schwarz-Weiß gehalten, einer schnieken Besetzung und Episoden mit Handlungen damaliger Berlin-Klischees, die dennoch ziemlich akkurat waren und weiterhin noch sind, stillsicher über Leinwand und in die Herzen der Zuschauer. Ich meine, eine ehemalige Dozentin von mir hatte sogar die Typografie aller Titlecards erstellt. Mehr Berlin geht nicht. Jetzt 19 Jahre später nimmt sich die Sache weniger ernst, wurde kunterbunt gedreht und liefert Geschichten, die einfach nur überzogen und unrealistisch wirken… Wenn man keine Ahnung hat. Der Neuköllner Clanchef Omar (Yasin El Harrouk), der auf E-Mobilität setzt? Absolut im echten Leben zu finden (hab ich „gehört“). Der chaotischen Hobby-Imkers Fritz (Frederick Lau), dem die eigene Drogenvergangenheit dazwischenfunkt und dessen Drogentests brutal weit am Ende der Welt zu erledigen sind? Absolut akkurat. Peter (Milan Peschel), bekannt aus der extrem unterhaltsamen Fernsehserie »Doppelhaushälfte«, versucht Sumpfkrabben vorbildlich regional aus der Spree zu fischen. Ansonsten ein Gender-Mädel, die Genderpuppen herstellt, eine Mutter, deren verzogener Sohn überteuerte Spielzeuge haben will und ein Jetskifahrender Spree-Benutzer, der sein Einkommen noch als Callboy aufbessern muss - ich kenn mindestens von jeder Figur, zwei reale Vertreter.  
Der farbenfrohe und etwas ulkigere Reboot von Oliver Rihs spaltet zwar aber ist ehrlich gesagt einfach nur filmgewordener Koriander. Die einen finden ihn super, andere würden gern darauf verzichten. Ich finde ihn super. Ah und noch ein Geheimtipp: Unbedingt im Abspann (oder auf Youtube) das eigens produzierte Musikvideo Anschauen. Feinste Sahne.