Der die Tollkirsche ausgräbt

Komödie/Kurzfilm, Deutschland 2006, 43 min

Modernes Kino bewegt sich in zunehmend kleiner werdenden Ellipsen. In immer kürzer scheinenden Abständen wird versucht, dieselben Geschichten immer wieder zu erzählen. Jetzt hat Franka Potente ihr Regiedebüt vorgelegt und dabei den Bogen wieder etwas weiter geschlagen. Sie zupft dabei an einem verborgenen Zipfelchen und je mehr sie davon ans Tageslicht befördert, desto beeindruckender gelingt ihr eine sehr wundersame Geschichte. Im Jahr 1918 soll die junge Cecilie, aus gutem Hause stammend, den reichen Alfred heiraten. Dabei entspringt ihr Unmut über die elterlichen Hochzeitspläne nicht ausschließlich der Abneigung zum vorbestimmten Bräutigam, sondern auch einer für jene wilhelminische Zeit noch recht ungewohnten Selbstbestimmtheit. Bevor es zum unvermeidbaren Streit am Hochzeitstage kommt, passiert etwas Wundervolles. Cecilie bückt sich nach einem Gegenstand im Gras und holt einen verborgenen Schatz ans Licht. Zwar setzt hier eine märchenhafte Wandlung in der Handlung ein, doch dieser Film in Schwarz-Weiß fasziniert bereits von Beginn an. Auch mit einer eigens komponierten und vom Filmorchester Babelsberg eingespielten Filmmusik, denn dieser Film ist ein Stummfilm. Ganz klar, dass er die universelle Geschichte von einer unerfüllten Liebe erzählt. Die Idee sei Frau Potente angeblich 2001 beim Anblick Brad Pitts (»Blow«) gekommen. Wie es wohl wäre, würde jemand wie Brad Pitt einen Stummfilm spielen, hatte sie sich gefragt. Und obwohl dem Publikum diese spezielle Antwort erspart bleibt, darf man auf ein spannendes Experiment hoffen. Franka Potente ist nicht die Erste, die bei intensiver Filmarbeit immer wieder an den Punkt gekommen ist, dass die Kunst auch bei der Filmkunst im Weglassen besteht. In ihrem größten Kinoerfolg lief sie auch mehr, als dass sie geredet hat.